Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

149 
an den vermeintlich erschütterten Feind heran, ohne sich wohl des Ernstes 
ihrer Lage voll bewußt zu sein. 
Das Bataillon v. Bismarck rang mit dem französischen 48. Regt. 
Zwar hatte dieses seinen linken Flügel erheblich anstücken müssen, doch 
stand dahinter noch ein Halbbataillon in Reserve, das um 10.30 vorm. 
in zwei Gruppen von je einer Kompagnie vorgeführt wurde. Völlig der 
deutschen Sicht entzogen, erreichten die französischen Verstärkungen ihre 
Kampflinie, da diese nach dem letzten Ausweichen den Kuppenrand inne- 
hatte. Ohne sich aufzuhalten, brachen sie mit gefälltem Bajonett über- 
raschend von schräg vorwärts geschlossen gegen die Flanke der 12. und 10. 
Kompagnie vor. auch die Schützenlinie mitreißend. Ein Kampf auf Leben 
und Tod begann. Stehend und knisend schlugen die Füsiliere an. Nie- 
mand wich. Keinen lähmte der Anblick der erdrückenden Übermacht. 
Unter der magischen Kraft der Gefahr steigerte sich die Kampfbegeisterung 
zum Heroismus. Die frontal andringenden Franzosen stutzten, als die 
Riesengestalten der Potsdamer Garde vor ihnen aufstanden und den 
Verzweiflungskampf todesmutig annahmen. Man beschoß sich auf nächste 
Entfernung. Die geschlossenen Teile blieben indessen im Vordringen und 
gingen über den nach flankierender Beschießung nur noch aus Toten oder 
Schwerverwundeten bestehenden Zug S p o d e der 5. und den rechten Flügel 
der 12. Komp. hinweg, wobei die Franzosen die verwundet am Boden lie- 
genden Füsiliere erstachen. Zu ehrlichem Waffengang haben sie sich selten 
deutschen Bajonetten zu stellen gewagt. Der siebenmal verwundete Füsilier 
P e l ch u s der 12., der sich tot stellte, blieb am Leben, von der 5. der Zug¬ 
führer und zwei Grenadiere. Das Feuer der sich verzweifelt wehrenden 
Reste der 12. Komp. räumte gewaltig in der geschlossenen Kolonne auf. Der 
Führer beraubt, machte schließlich die Kolonne ebenfalls halt, stellenweise 
erst auf 20 m. In dem nun folgenden Duell gab die größere Zahl der 
feindlichen Gewehre dm Ausschlag. In Kürze schmolz die 12. Komp. bis 
auf wenige Leute zusammen. Der tapfere Bonin fiel, Vfw. Ehrbar 
wurde verwundet. Dann aber kam die Vergeltung: Maschinengewehrfeuer 
schlug in die feindlichen Reihen. Eng geschloffen wie sie gekämpft hatten, 
stehend oder liegend, wurden sie niedergemäht. In dem Haufen fanden 
zu Tode getroffene Franzosen nicht mehr den Platz zum Umfallen, so daß 
Major v. Bismarck sich von seinem Beobachtungsplatze aus zunächst 
den seltsamen Anblick der aufrecht stehenbleibenden Feinde nicht erklären 
konnte, während in wilder Flucht der Rest der Angreifer davonstob. Das 
vergossene Blut wehrloser deutscher Verwundeter war gerächt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.