Volltext: Von Nancy bis zum Camp des Romains 1914 [6] (Band 6/1924)

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gebüsche fast undurchdringlichen Walde die Befehlsführung in höchstem 
Maße erschwert war, befahl Major Raab, Kommandeur des III./19, 
Hauptmann Iäger der 1. Komp. habe den Befehl rechts, Hauptmann 
Hoferden links der Schneise zu übernehmen. Letzterer kam zusammen 
mit Leutnant K ö b e r l i n dem Gegner in die rechte Flanke und er- 
reichte mit Teilen der 1. und 10. Komp. den Westrand des Champenoux- 
Waldes. Sie fahen den Feind, der ein vornehmlich aus Astverhauen 
bestehendes Werk in der Nordwestecke des Waldes besetzt gehabt hatte, 
zurücklaufen und konnten ihm noch Verluste zufügen. Doch hatten auch 
die Kompagnien des 19. J.R. schwer gelitten; sie hatten im ganzen 
4 Offiziere und 285 Mann verloren. Unter anderem war auch der 
Führer des bei der „Gruppe Hofer" eingeteilten M.G.Zuges, der stets 
unternehmungslustige Leutnant Stich, gefallen. Gegen Abend wurden 
alle Kompagnien wieder zurückgezogen, starke Patrouillen an der öfters 
genannten Schneise belassen. 
Der jede Übersicht verwehrende, unmittelbar vor der Front liegende 
Wald, in dem sich unausgesetzt, Tag und Nacht, Patrouillenkämpfe ab- 
fpielten, die nahe Fühlung mit stark besetzten feindlichen Schützengräben, 
das anhaltende schwere Artilleriefeuer, das auf der ganzeen Front des 
Armeekorps lag, zehrten am Mark der Truppen und forderten von 
ihnen außergewöhnliche Leistungen. Es war nicht zu verwundern, daß, 
wie ein Kriegstagebuch sich ausdrückt, ein oder der andere „moderne 
Kulturmensch" hierbei versagte. Welche Anforderungen auch 
andieNervenkraft von Leuten gestellt wurden, die von Tod oder 
Verwundung verschont blieben, mag durch einen Vorfall beleuchtet wer- 
den, den das 8. F.A.R. berichtete. Bei diesem saß ein Batterieführer 
mit einem Unteroffizier in einem Beobachtungsstande, als derselbe von 
einem Blindgänger getroffen wurde, der den Unteroffizier vollständig in 
Fetzen riß und dann, von der Rückwand des Unterstandes abprallend, 
dem Batteriechef gerade in den Schoß fiel. Zu Tode erschrocken schleuderte 
dieser das Geschoß weg und sprang in den nur wenige Schritte ent- 
fernten, von Infanterie besetzten Deckungsgraben. Im gleichen Augen- 
blick schlug auch in diesen ein Volltreffer, der dicht neben dem Offizier 
Zwei Leute tötete. Es war kein Wunder, daß der Betreffende für einige 
-Zeit nicht mehr fähig war, seinen Dienst zu versehen. 
Einen glänzenden Beweis für den in der Truppe herrschenden, vor- 
Lüglichen Geist lieferte die Aufklärungstätigkeit aller vor und 
im Walde von Champenoux stehenden Regimenter. Zahlreiche Pa- 
trouillen drangen bis an den Westrand vor. Ihre Meldungen gaben ein
	        
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