Volltext: Das Marnedrama 1914 2. Teil [23/II. Teil] (Band 23 2. Teil / 1928)

Niederschmetternde Wirkung des Rückzugsbefehls. 
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konnten auch nach Abflauen des Artilleriefeuers die Toten noch beerdigt 
werden. Dagegen mußten südlich der Linie Höhe 213—le Vieux Moulin, 
vor allem aber im Bois de la Branle, fast alle Schwerverwundeten 
liegen bleiben, auch im Bois de l'Homme Blanc wurde mancher Vrave 
nicht gefunden. Mit größter Aufopferung suchte die San.Komp. der 
19. Jnf.Div. unter ihrem verantwortungsbewußten und tapferen Führer, 
Rittm. d. Ldw. N i e m a n n, das Schlachtfeld ab. Überall in Gegend 
les Culots begegneten die zurückmarschierenden Infanterie-Kolonnen den 
mit Laternen suchenden Krankenträgern. Alle Verwundeten, die nicht 
schon am Tage von zurückfahrenden Kolonnen und Einzelfahrzeugen aus 
les Culots und Corfelix mitgenommen waren, wurden dort durch Fahr- 
zeuge der San.Komp. abgefahren. Aber mit einmaliger Fahrt bis 
le Thoult war es nicht zu schaffen, die Zahl der immer noch heran- 
gebrachten Verwundeten und derer, die von ihren Kameraden bis an die 
Straße herangetragen wurden, war zu groß. Nochmals mußten Fahr- 
zeuge zurück. Es war höchste Zeit, denn durch Corfelix kamen bereits 
keine eigenen Truppen mehr. Trotzdem arbeitete die San.Komp. weiter, 
das Menschenmögliche wurde geleistet. Der neue Tag dämmerte schon, 
als die letzten Teile der Kompagnie in le Thoult eintrafen. Auch von hier 
war die Masse der Verwundeten bereits nach Vaye abtransportiert 
worden. 
Sehr viel ungünstiger gestaltete sich das Schicksal der Verwundeten 
bei Soizy und im Bois de Botrait. Hier hatten nur wenige Truppen- 
fahrzeuge ihre Kompagnien erreicht, da die Anmarschstraße von St. Prix 
her bis zum späten Abend im heftigen feindlichen Artilleriefeuer gelegen 
hatte. Nach Bekanntwerden des bevorstehenden Rückmarsches aber 
blieben Feldküchen und andere Fahrzeuge bei St. Prix stehen, um dort 
ihre Truppen zu erwarten. Sanitätsformationen kamen hier nicht nach vorn. 
So erfüllte sich in den dichten Wäldern von Botrait und von St. Gond 
(Nordteil) sowie im Dorf Soizy so manches traurige Heldenschicksal. Die 
Truppe selbst mußte ihr Herz hart machen und gegen das Flehen und 
Bitten der vielen, vielen der Tapfersten gewaltsam verschließen. Nur ein 
verschwindend kleiner Teil der Schwerverwundeten konnte unter unsäg- 
lichen Schwierigkeiten mitgenommen, kaum einer der Gefallenen von 
liebevoller Kameradenhand zur letzten Ruhe gebettet werden. Quälend 
war der Gedanke hieran, herzzerreißender noch die Hilferufe der Verwun- 
deten und der Anblick der vielen Gefallenen an der Straße St. Prix—Soizy; 
besonders am Südrand des Bois de Botrait unmittelbar neben der 
Straße lagen sehr, sehr viele Angehörige des II./79 und der 77er, an 
Marnedrama 1914, 2. Teil. 6
	        
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