Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

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Schweres Ringen der 17. Jnf.Dio. bei Esternay. 
sie hatten sich diesen vorgelegt, um bei Hellwerden zu versuchen, sie zu 
umgehen. Sobald es sichtig wurde, gingen aber überall einzelne feind- 
liche Jnf.Gruppen und Reitertrupps vor, die deutschen Patrouillen 
wurden beschossen und mußten ausweichen. Bevor noch ihre Meldungen 
nach Esternay gelangten, fielen dort gegen 7" vorm. Artl.Schüsse. 
„Da fährt man im Offizierquartier in die Höhe", sagt eine Schilderung der 
L./Drag.Regts. 16, die im Südteil von Esternay, etwas getrennt von den 
anderen Teilen des Regiments, untergezogen war. „Welcher infame Lümmel 
schlägt denn mit den Türen so?l Da — schon wieder. Aber was ist das? Dem 
Knall folgt ein Surren und Klappern, ein neuer Schlag, die Fensterscheiben 
klirren und ein Hagelschauer prasselt über das Ziegeldach herunter. Verflucht, 
das sind Schrapnells! Raus! Schon wird das Regiment alarmiert und, während 
Schrapnell auf Schrapnell über den Häusern platzt, satteln die Leute in höchster 
Eile, die Schwadron sitzt auf und geht vor aus Retourneloup." 
Und in den Aufzeichnungen des Hptm. N a u (6./76) heißt es: 
„Ich habe mich gerade unter die Pumpe im Schulhof zurückgezogen, um 
meinen äußeren Menschen wieder etwas aufzubürsten, als französische Granaten 
über das Städtchen saufen. Da muh was los sein." 
Leider war nur zu viel los, das Unheil hatte schon begonnen, der 
französischen Artillerie war eine vollkommene Überraschung gelungen; 
sie hatte sich als erstes Opfer das Biwak der I./Felda. 24hart nördlich 
Esternay an der Straße nach Champguyon ausgesucht, das ja erst bei 
völliger Dunkelheit bezogen und nicht mehr auf verdeckte Lage hin er- 
kündet worden war. Jetzt kam die Erkenntnis zu spät, daß es von Süden 
her eingesehen werden konnte. 
„Im Nu hatte ich meine Stiefel angezogen, als der Ruf ertönte: „Pferd« 
weg!" Daß in so fabelhafter Geschwindigkeit ein Biwak, in dem doch ungefähr 
5—600 Pferde standen, „entpserdet" werden konnte, hätte ich nicht gedacht." 
iVw. Jhlerfeldt, I./Felda. 24.) 
Zwar gelang es den Kanonieren noch, die Geschütze abzuprotzen und 
herumzuwerfen, aber ein Heranbringen der Mun.Wagen oder Mun.° 
Körbe war völlig ausgeschlossen. Granate auf Granate schlug erbar¬ 
mungslos ein. sämtliche Pferde waren in Richtung Champguyon durch» 
gegangen. Das Lagerstroh begann hier und dort zu brennen. Die eigene 
Munition drohte in die Luft zu gehen. Die Abteilung war und blieb für 
den ganzen Tag lahmgelegt. Alles suchte Deckung, grub sich, so gut es 
ging, ein, jede Bewegung mußte vermieden werden. 4 Tote und 8 Ver- 
mundete waren die Opfer der unglücklichen Abteilung. 
In Esternay selbst ging es glimpflicher ab. Zwar schlugen auch dort 
überall die Geschosse ein, während die 76er und Pioniere sich eilends 
fertig machten, aber getroffen wurde kaum einer. Groß war dagegen die
	        
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