Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

2. und 3./74 geraten in eigenes Artl.Feuer. 
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achtungsposten schlichen. Die Franzosen hatten uns noch nicht bemerkt. Von 
Jnfanteriefchutz war nichts zu sehen. Das Warten wurde uns zu lange, wir 
machten uns nochmals durch unser Artillerie-Feuer auf, um unsere Kompagnien 
zu suchen. Ziemlich tief am Hang, weit östlich fand ich endlich zwei meiner 
Züge. Über den Verbleib des dritten wußte niemand etwas." 
Die Z.Komp, war inzwischen weiter vorgegangen. Ihr Führer, Lt. 
Koch, berichtet: 
„Kaum waren wir oben auf der Höhe angelangt, jeden Augenblick ge- 
wärtig, auf den Feind zu stoßen, da setzte ein noch nicht erlebtes, gewaltiges Ar- 
tillerie-Feuer vom Feinde ein. Krachen und Bersten um und über uns. Zwei 
Mann rechts von mir stürzten lautlos zusammen. Alles lag sofort platt auf der 
Erde. Das pitschte und heulte und krachte um uns, roch nach Schwefel und 
Pulverdampf. Da biß ich die Lippen zusammen. So oder so, jede Sekunde 
konnte den Tod bringen, da half bei diesem Feuer kein Ducken. Ich sprang auf, 
bekam meine Leute auch hoch und vorwärts. Jetzt aber heulte es auch von hinten 
heran und eigenes Artillerie-Feuer kam zu dem eben etwas nachlassenden feind- 
lichen in unsere Reihen. Im Umsehen war ich mit fünf Mann allein und zog 
mich nach rechts aus dem Feuer heraus." 
Der einheitliche Angriff des I. Vatls. war dadurch zerrissen. Unter er- 
heblichem Zeitverlust und erst nach unendlichen Mühen fanden die Führer 
nach und nach Teile ihrer Kompagnien wieder, andere blieben versprengt. 
Und dabei lassen die Beobachtungen der Lts. v. Loefen und Carius keinen 
Zweifel, daß der Gegner hier hätte überrascht werden können. Bestätigt 
und ergänzt werden sie durch Lt. R ü d i g er , 4./Felda. 62, dem sich vom 
Ostrand des Vois de Botrait folgendes Bild bot: 
„Hinter einer waldartigen Obstplantage sind einige Häuser zu erkennen 
(wohl die Montalard Fe.), etwa 300 m dahinter eine feindliche Batterie im 
Feuer nach Nordosten. In einer Entfernung von etwa 2—3 km in südöstlicher 
Richtung sind zwei bis drei Batterien im Auffahren in offenem Gelände zu 
erkennen, mehrere geschlossene Kompagnien in der Entfaltung nach Norden. 
Alle feindlichen Abteilungen sind gut zu flankieren." 
Inzwischen war Oberstlt. Bracht von der Artillerie wieder auf dem 
Regiments-Gefechtsstand bei St. Prix eingetroffen. Nach wie vor lag 
heftiges Feuer in dieser Gegend, und kurz darauf wurde Oberstlt. Bracht 
schwer verwundet. Mit ihm verlor das Regiment 74 bereits den dritten 
Kommandeur seit Kriegsbeginn. Ärztliche Hilfe war in nächster Nähe. 
Schon seit Stunden walteten die beiden Ärzte des IIX./74, Dr. Jessen 
und Dr. Solomon, im heftigsten Feuer unmittelbar neben der Straße 
ihres schweren Amtes. Sie hatten nur allzuviel zu tun, die Verluste mehrten 
sich beträchtlich. 
Der 1. und 2. Komp. gelang es endlich, die Kammlinie zu erreichen. 
Und es war höchste Zeit, denn auf 300 m Entfernung waren starke fran¬
	        
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