Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

Der Petit Morin wird überschritten. 
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schwinden. Sofort gab Oberstlt. Bracht den Befehl zum energischen Vor- 
dringen über den Abschnitt an das III. und I. Batl. Aber es war schon 
1° nachm., als zunächst das I. Batl. unter lebhaftem Streufeuer der feind- 
Zichen Artillerie sich der Brücke näherte. Merkwürdigerweise schien der 
Gegner auch den Waldrand südlich St. Prix geräumt zu haben, jedenfalls 
erhielten die Kompagnien kein Jnf.Feuer und gewannen das Südufer. 
Ihnen folgte unmittelbar der Regimentsstab, dann die M.G.K. Überall in 
dem eben durchschrittenen Gelände hielten sich noch versprengte Franzosen 
versteckt, die auf Stäbe, einzelne Offiziere und Mannschaften feuerten. Auch 
das III. Batl. benutzte die Straßenbrücke, und beide Bataillone wurden nun 
östlich der großen Straße St. Prix—Soizy gegen die vorliegenden steilen 
Höhen angesetzt mit dem Befehl, bis zum Südrand der Wälder durchzu- 
stoßen, und zwar III. rechts durch das Bois de Botrait mit rechtem Flügel 
an der großen Straße vorgehend, I. links davon gegen den Höhenzug von 
ie Ht. Chßne. Das II. Batl. (ohne 6. Komp.) hatte dem III. an der Straße 
zu folgen, die 6. Komp. blieb als Artillerie-Bedeckung auf dem Nordufer 
zurück, während die M.G.K, zunächst hinter dem I. Batl. zurückgehalten 
wurde, da die linke Flanke bis zum Erscheinen der 20. Jnf.Div. südlich des 
Sumpfabschnittes bedroht erschien. Jetzt mußte die feindliche Artillerie er- 
fahren haben, daß ihre Infanterie diese wichtige Ubergangsstelle aufgegeben 
hatte, wütendes Feuer schlug plötzlich dorthin. Die Straße war völlig zu- 
gedeckt, während in dem weichen Grunde daneben die Aufschläge wirkungs- 
los verpufften. Und gerade jetzt näherte sich die 6. Battr. der Brücke, um 
auf dem Südufer aufzufahren. Der Abteilungs-Kommandeur sah die sichere 
Vernichtung der Batterie voraus, wenn sie durch diese Hölle hindurch 
wollte. Schweren Herzens gab er Befehl, wieder die alte Stellung ein- 
zunehmen. 
Die beiden Angriffsbataillone (III. u. I.) standen vor einer ungeheuer 
schweren Aufgabe. Das Bois de Botrait fiel in steilem Hang 50—60 m, 
teilweise terasfenförmig, zum Petit Morin ab. Das dichte Unterholz war 
schier undurchdringlich und dazu mit uraltem Brombeergestrüpp durch- 
flochten. Die Hannoveraner mußten sich mit der vollen Wucht ihrer Körper 
in dieses sperrige Gewirr von Zweigen und Dornen hineinstemmen. 
.Jeder Schritt steil bergauf, mit dem schweren Gepäck belastet, in glühender 
Hitze, ließ die Pulse heftiger schlagen und die Lungen keuchen. Richtung, 
Fühlung und Übersicht waren unmöglich. Auch am Nordhang des Rückens 
von le Ht. Chene starrten niedriger Neuwald mit viel Unterholz, dann 
mannshohes Ginstergestrüpp und alte, zähe Heide den Feldgrauen ent- 
gegen und erst auf der Höhe selbst wurde es etwas freier. Dort befanden
	        
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