Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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die Flandernschlachtl Seine Augen sind groß und fast flehend auf den 
Posten gerichtet. Er will ja weiter gar nichts, nur ein wenig in der 
Sonne sitzen, aus dem dunklen, feuchten Loch voll Schweiß, Enge und 
Tabak heraus. Er sieht den Posten an, als erwarte er sein Todesurteil. 
Der Posten weist mit der Hand auf den Flieger, ohne ein Wort zu 
sprechen. Der kleine Kerl seufzt und verschwindet im Bunker. 
Hoch über dem Beobachtungsflieger kreisen zu feinem Schutz drei 
glitzernde Sopwith-Jagdeinfitzer. 
* 
Es ist neun Uhr. Der Tag beginnt glühend heiß zu werden. Seit 
langem der erste wolkenlose Himmel. 
Es scheint, als ob es die Sonne und die Hitze Freund und Feind 
gleichermaßen antue. Mit Ausnahme einiger Feuerüberfälle, die ab- 
wechselnd auf Passchendale, auf die Kreuzung der Bahn mit der Straße 
nordwärts Broodfeinde, auf Sankt Julien und Zonnebeke nieder- 
prasseln, bleibt es ziemlich ruhig. Geradezu auffallend ruhig. So ruhig, 
wie es sich für die Flandernschlacht keineswegs schickt. 
Der englische Beobachtungsflieger ist nun feit mehr als zwei 
Stunden an der Arbeit. Hin und her, hin und her, von Sankt Julien 
nach Zonnebeke, von Zonnebeke nach Sankt Julien. Ununterbrochen 
tönt sein Surren. 
Das Trichterfeld ist völlig ausgestorben. Zur Linken, wo auf einer 
Erdwelle ehemals die Kapelle von Grafenstafel gestanden, sieht man 
allerdings die grauen Tupfen einiger deutscher Uniformen. Aber das 
hat nichts zu bedeuten. Es sind Tote, die schon seit einer Woche dort 
liegen. Es kann auch noch länger her sein. 
Der Leuchtkugelposten entsinnt sich genau, wie es damals zuging. 
Ein Feuerüberfall schlug auf Grafenstafel nieder. Fünf graue Gestalten 
sprangen aus einem Bunker, dessen Eingang vielleicht eingestürzt, und 
versuchten in rasender Flucht über die Trichter nach hier hinüber zu 
gelangen. Sie hatten des Fliegers nicht geachtet, der beobachtend über 
Grafenstafel gestreift. Er unterbrach sein Geschäft nur für drei Minuten 
und spie aus sechzig Meter Höhe vielleicht hundert Maschinengewehr- 
kugeln in den Rücken der Laufenden. Dann war alles erledigt. Bei 
Doodemolen. . . 
Am Nonnebosfchen liegt abermals Sperrfeuer. Auch Maschinen- 
gewehre knattern gedämpft und abgerissen. Weiße Wölkchen in den 
Trichtern verraten Handgranaten. Man muß wohl darauf achten.
	        
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