Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Sie sind heran. Alles springt auf. Man liegt sich in den Arnvn. 
Man lacht, man weint. Ein entsetzlicher Druck weicht und macht einer 
wilden Kampfgier Platz. Vierzehn Mann, vierzehn Gewehre . . . Rest 
des Stellungsbataillons, zwei Offiziere, ein paar Ordonnanzen, ein 
Vizefeldwebel, zwei Pioniere, ein Sanitätsgefreiter. Und ein leichtes 
Maschinengewehr! 
Aber keine Munition, nicht einen einzigen Schuh . . . 
Eben haut ein schwerer Einschlag auf den Betonklotz, der sich in 
grauen Dampf hüllt. Markerschütterndes Gebrüll aus dem Innern. Der 
Rauch verzieht sich. Eine Ecke der Deckenwand ist aufgerissen. Vier oder 
fünf Verwundete krischen auf allen Vieren aus dem Eingang . . . 
Bei den Tommies drüben ist ein Geschrei. Sie sind so dicht heran, 
daß man schon ihre Gesichter erkennt. 
Munition! Munition! 
Vier Läufer sind unterwegs, um Patronen herbeizuschleppen. Kein 
Mensch weih, ob sie zurückkehren werden. 
Man wird sich mit Zähnen und Nägeln verteidigen, ja, das wird 
man! Heute ist alles möglich, es liegt so in der Luft, es ist wie ein 
Blutrausch. 
Unten am Steenbeek bauen die Tommies schon Laufstege. Maul- 
tiere schleppen Maschinengewehre herbei und Patronengurte in Hülle 
und Fülle. Man kann keinen Schuß auf sie abfeuern, man braucht jede 
Kugel für die Köpfe, die vierzig Meter entfernt aus den Trichtern 
auftauchen. 
Herr Gott, laß Abend werden! 
Es regnet leise. 
Auf die englischen Jagdflieger, die immer wieder herabstohen, achtet 
schon kein Mensch mehr. 
Ob denn weiter rückwärts niemand ahnt, was hier los ist? Ob 
denn kein deutscher Infanterieflieger . . . 
Rechts bei Langemark ist ein deutscher Gegenangriff im Gange. 
Man kann alles deutlich mit bloßem Auge verfolgen. Deutsche Stoß- 
trupps gehen vor. Aber ein rasendes Sperrfeuer legt sich sofort vor 
ihre Nase. Englische Flieger stürzen darauf zu. Ein Knattern, Prasseln, 
Zucken und Lärmen ist dort drüben, daß einem Hören und Sehen ver- 
geht. Wie man das Feld nach zehn Minuten wieder überschauen kann, 
ist von den deutschen Stoßtrupps nichts mehr zu sehen, gar nichts. Die 
Tommies tragen ihre Lewisgewehre unbelästigt weiter vor. Sie find 
nun schon weit im Rücken der paar Menschen hier bei dem Bunker.
	        
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