Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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jeder Kompagnieführer Bescheid und man kann sich nicht verlaufen, 
wenn man nur auf den Schwaden dort vorn zuhält. 
Ein wenig lichtet sich der Nebel. Es sieht aus, als ob es regnen 
wolle. Zwei Leichtverwundete kommen mit einem englischen Gefangenen 
zurück. Er geht in der Mitte, an jedem Arm hängt ein Deutscher. Es ist 
kein Spaziergang, den sie zu machen haben. 
Es scheint, daß der zuckende Vorhang des Sperrfeuers nun vorwärts 
schreitet und näher kommt. Elf Uhr zeigt das Ziffernblatt. Sonderbar, 
wie rasch die Zeit vergangen ist. Es ist kaum zu begreifen. 
Ganz plötzlich steht man vor dem Betonklotz des B.T.K., ein vier- 
eckiger grauer Kasten, zur Hälfte im Erdboden, zur Hälfte über das 
braune Trichterfeld aufragend. Seine Decke trägt die Spuren zahlreicher 
Einschläge. Der Eingang halb zugeworfen. 
Eine stickige Luft drinnen, Gestank von zusammengepferchten, ver- 
schweißten Menschen, Karbol, Pulver, Tabak. Das ganze Ding wackelt 
unter dem Krach der schweren Einschläge ringsum wie ein Boot. Der 
dumpfe Druck betäubt einen fast. Eine Kerze brennt traurig. Der Raum 
drei Meter lang, zwei Meter breit. Zwanzig Menschen drinnen, davon 
zehn schwerverwundet. Und andere zehn wollen von draußen herein. 
Und alle paar Minuten bringen sie neue Verwundete. Und draußen 
rast der Hagel des Sperrfeuers, die Maschinengewehrgarben pfeifen über 
die Trichterränder. Schützenlinien kommen auseinandergestreut vom 
Steenbeekgrund zurück. Schon vernimmt man die Paukenschläge der 
Handgranaten, das Geschrei der Maschinengewehrführer, die ihre Ge- 
wehre neben dem B.T.K. in Stellung bringen. 
Die Verwundeten jammern. 
Der abzulösende Kommandeur versucht so etwas wie eine regelrechte 
Stellungsübergabe zu machen. Aber es ist ja Unsinn. Jede Minute 
können die Tommies erscheinen. 
In der Ecke steht eine Pulle Pflaumenschnaps. 
„Für bessere Zeiten!" schreit der abzulösende Kommandeur und 
zeigt auf die Flasche. 
„Danke!" schreit der neue und bietet dem anderen umständlich eine 
Zigarre an. 
Dann verschwindet, was von dem früheren B.T^. noch über Beine 
verfügt. 
Sie komnien nicht weit. Vom Eingang des Betonklotzss kann man 
sehen, wie eine Granate mitten unter sie schlägt und den ganzen Trupp 
zu Boden wirft. Die Sanitäter, die eilig hinlaufen, finden den Komman¬
	        
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