Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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verzögerte. Seit 6.30 Uhr lärmte das Trommelfeuer auf der ganzen 
Front zwischen dem Houthulster Wald und der Lys. Um 7 Uhr waren 
überall die Jnfanterieangriffe im Gange. 
Fünf bis sieben Angriffswellen traten als erste Staffel an, langsam 
unter fortwährendem Maschinengewehrfeuer das deutsche Vorfeld er- 
reichend. Geschlossene Verbände in Reihenkolonne folgten ihnen dichtauf 
und boten der deutschen Feldartillerie vorzügliche Ziele. 
Der Hauptstoß brandete wie erwartet gegen den Raum nördlich 
Passchendale. Es gelang den Engländern dort, bis an die Haupt- 
widerstandslinie heranzukommen. Sie brauchten für diesen Fortschritt 
in fünfhundert Meter Tiefe zwei Stunden Zeit. Gegenstöße der Bereit- 
schaften warfen sie bis zum Nachmittag wieder an die Grenze des Vos>° 
feldes zurück. Neue Angriffe brachen zusammen. Der Einsatz der Ein- 
greifdioisionen erübrigte sich. 
Nicht weniger heftig lief der Feind beiderseits der Straße Bpern— 
Meenen gegen die Trümmer des Dorfes Geluoeld an. Mehrere Male 
trieb er seine Wellen vor. Jedesmal zwang das deutsche Sperrfeuer 
zum Umkehren. Kein Trichter ging verloren. 
Als einziger Gewinn blieb den Engländern ein Trichterstreifen von 
fünfhundert Meter Tiefe und einigen Kilometern Breite südlich des 
Houthulster Waldes, zwischen Mangelare und Schaap Balie. Auch 
diesen mußten sie noch am späten Abend unter den Stößen der Bereit- 
schaften der 26. Res.Div. zum großen Teile wieder aufgeben. Die eng- 
lischen Verluste waren außergewöhnlich schwer. 
In der Nacht ruhte die Infanterietätigkeit vollständig. In dem 
fürchterlichen Schlammbrei der Kampfzone, der tagsüber durch Regen 
und Artilleriefeuer entstanden war, hatten Freund und Feind alle Hände 
voll zu tun, ihre Verbände notdürftig zu ordnen. Vor Passchendale 
war der Sumpf so aufgeweicht, daß ein Frontalangriff gegen die hoch- 
gelegenen Trümmer unmöglich erschien. Der Feind mußte seine An- 
griffe nördlich und südlich des Ortes fortsetzen. 
Im Verlaufe der Nacht zum 23. Oktober wurde der Regen zum 
Landregen. Die Truppen hatten Entsetzliches auszustehen. Fast nirgends 
konnte warme Verpflegung herangeschafft werden. Der Abtransport 
der großen Menge von Verwundeten ging nur mit äußerster Langsam- 
keit vonstatten. 
Auch am nächsten Morgen fiel der Regen ohne Aufhören. Ein eng- 
lischer Angriff war unter solchen Verhältnissen ausgeschlossen. Mit ver¬ 
quollenen Füßen, frierend, keinen trockenen Faden am Leibe, hungernd
	        
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