Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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bescheidenes strategisches Ziel, die Erreichung der Linie Roeselare— 
Meenen, war längst aufgegeben. 
Sie wußten bereits, daß die ganze furchtbare, ein Vierteljahr nun 
schon andauernde Schlacht mit der Eroberung eines Geländestreifens von 
fünfundzwanzig Kilometern Breite bis zu acht Kilometer Tiefe enden 
würde, und daß ihre unerhörten Opfer an Menschen und Material 
günstigstenfalls mit ähnlichen Opfern auf deutscher Seite aufgewogen 
würden. 
Sie wußten, daß sie zwar die Deutschen verhindert hatten, der hart 
mitgenommenen französischen Westfront in diesem Jahre eine Ent- 
scheidung aufzuzwingen, aber sie waren sich auch klar darüber, daß sie 
selbst ihre offensive Kraft im Kampfe um ein Ziel oerbraucht hatten, 
dessen Erreichung am Ende der Schlacht kaum näher stand als am An- 
fang. Zudem bewiesen die Ereignisse in Italien, daß die Deutschen noch 
Energie und Mittel genug besaßen, um an anderen Fronten kräftige 
Schläge auszuteilen. Der flandrische Aderlaß war nicht tödlich gewesen. 
So blieb den Alliierten als einziger positiver Gewinn der Man- 
dernschlacht die Gewißheit, daß man durch eine unter schwersten An- 
spannungen erfolgte Bindung der Deutschen die Krise im eigenen Lager 
überwand, die zwischen der Niederlage der Russen, dem Einsetzen des 
unbeschränkten U-Bootkrieges und dem französischen Mißerfolg im 
April auf der einen Seite und dem erhofften Einsetzen der amerika- 
nischen Hilfe auf der anderen Seite entstanden war. Im Jahre 1918 
stellte sich heraus, daß dieser Gewinn entscheidend dazu beitrug, den 
Krieg zugunsten der Alliierten zu beenden. Im Zeitpunkt des Nach- 
lassens der Flandernschlacht hatten sie keinen Anlaß, ihn als entscheidend 
zu betrachten. Sie mußten vielmehr damit rechnen, daß die Deutschen 
nach Niederringung Rußlands, durch die Ergebnisse des U-Bootkrieges 
ermutigt und durch die Erfolge in Flandern und in Italien in ihren Be- 
rechnungen bestärkt, im Frühjahr 1918 zur Entscheidung ausholen 
würden. 
* 
Nicht nur das schlechte Wetter, auch die schweren Verluste der letzten 
Angriffsserie hatten die Engländer veranlaßt, nach dem 12. Oktober 
abermals eine längere Pause eintreten zu lassen. Bezeichnend dafür war, 
daß sie um die Mitte des Oktober neun neue Angriffsdivisionen ein- 
setzen mußten, und daß die Alliierten von ihrem Plan, den Angriff bei
	        
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