Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Hülste ihres Bestandes wieder aus der Front gezogen werden mußten. 
Im Monat Oktober, der im wesentlichen die zweite Serie der englischen 
Großangriffe umfaßt, bezifferte sich der Gesamtoerlust der Gruppe 
Vpern, zu der jedesmal drei Stellungsdivisionen und drei Eingreif- 
divifionen auf etwa acht Kilometer Breite gehörten, auf 3851 Tote, 
15 202 Verwundete und 10 395 Vermißte. In der Zeit vom 23. Sep- 
tember bis 9. Oktober verlor die 20. Jnf.Div. 257 Tote, 878 Ver- 
mundete und 2588 Vermißte, die 195. Jnf.Div. in den sieben Tagen 
vom 7. bis 13. Oktober gar 94 Offiziere und 3231 Mann insgesamt. 
Besonders bedenklich stimmten die unverhältnismäßig hohen Ein- 
büßen an Frontoffizieren, Kompagnieführern und Bataillonskomman- 
deuren. Es gab Regimenter, die an einem einzigen Tage neben ihrem 
Kommandeur noch zwei Bataillonskommandeure und bis zu neun Kom- 
pagnieführern abschreiben mußten. Jedermann aber, der den Groß- 
kämpf kennt, weiß, wieviel von der Besetzung dieser Befehlsstellen ab- 
hängt. Dem Typ dieser einzigartigen Menschen einen besonderen Ab- 
schnitt zu widmen, ist eine Ehrenpflicht dessen, der eine Darstellung 
jener mörderischen Schlacht geben will. 
* 
Der Großkampf konzentriert sich um einzelne Widerstandspunkte 
im Angriff sowohl wie in der Verteidigung. Die ungeheuerliche Mas- 
sierung der Feuerwirkung zwingt zur Zusammenfassung der Abwehr auf 
eng beschränktem Raum in einzelnen Nestern. Selten reicht die Wirk- 
samkeit eines solchen Nestes über die nächsten zweihundert Meter zur 
Rechten, zur Linken und nach vorwärts hinaus. Alles andere ist ab- 
geschloffen, dem Blick und der Waffenwirku-ng entzogen. Jedes Nest 
ist im Leben wie im Sterben auf sich allein gestellt, und es ist Sachs 
eines einzelnen Mannes, hier inmitten einer tobenden Hölle von 
Eisenstücken, eines fürchterlichen Lärms, inmitten menschlicher Begrenzt- 
heit und Todesverwandtschaft mit kühlen Nerven das Kommando zu 
führen. 
Dieser Mann ist der Kompagnieführer in der Hauptwiderstands- 
linie. Seine vorgeschobenen Postierungen hocken im Vorfeld. Er weiß 
nicht, ob auch nur einer von ihnen das rasende Angriffsfeuer im 
Morgengrauen und den Ansturm der Massen überstehen wird. Rechnen 
darf er damit nicht. Seine Aufgabe ist es, den Augenblick des Angriffs 
rechtzeitig zu erfassen, seine leichten Maschinengewehre bereit zu halten, 
seine beiden Züge — der dritte ist im Vorfeld — beieinander zu ver- 
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