Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Der ungeheure Verbrauch an Munition verlangt Ersatz, denn der Tag 
nach dem Großangriff ist gewohntermaßen nicht sparsamer damit als 
der Angriffstag selbst. Die Artillerie muß staffelweise Stellungswechsel 
vornehmen, wenigstens die zur unmittelbaren Unterstützung der In- 
fanterie bestimmten Batterien. Patrouillen müssen den Verlauf der 
eigenen und der feindlichen vorderen Linie feststellen, denn die Ar¬ 
tillerie braucht bis zum Morgen die Schußunterlagen. Aus dem Vor- 
treiben von Patrouillen entwickeln sich bei der auf beiden Seiten Herr- 
schenden Nervosität Kämpfe mit Sperrfeuer und allem Drum und 
Dran und neuer Verwirrung. 
Endlich kommt die Morgendämmerung. Der Vorsicht halber wird 
von beiden Seiten ein ungeheurer Munitionsaufwand betrieben. Man 
will dem Gegner verwehren, in die noch nicht beendete Ordnung der 
Abwehrzone hineinzustoßen. Das Feuer wird desto heftiger, je mehr der 
Verdacht Raum gewinnt, es könne sich beim Gegner vielleicht doch um 
ernstgemeinte Angriffsabsichten handeln. Die kostbare Munition, unter 
unsäglichen Schwierigkeiten nachts herangebracht, wird in den Morgen- 
stunden schon wieder verschossen, womöglich noch auf die alten Ziele, 
weil man die neuen noch nicht hat. Sperrfeueranforderungen entstehen 
aus Nervosität. Das ganze tiefgestaffelte Stellungssystem gerät schon 
wieder in Bewegung. Die über Nacht aus der Etappe eiligst mit Last- 
autos herangefahrenen Kampftruppen der neuen Eingreifdivision müssen 
unverzüglich in den Aufstellungsraum rücken. 
Erst gegen Mittag stellt sich heraus, daß mit einer Erneuerung des 
Angriffs für heute nicht zu rechnen ist. Aber schon tritt der Grundsatz in 
Tätigkeit, durch fortgesetztes schweres Feuer und Einzelangriffe den 
Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen, um ihn für den nächsten 
Großangriffstag mürbe zu machen. 
* 
Im gleichen Maße wie diese neuartige Abwehr- und Angriffstaktik, 
die sich auf den Erfahrungen der Sommeschlacht aufbaute und während 
der Flandernschlacht eine geradezu klassische Ausprägung erfuhr, zu 
einer außerordentlichen Beweglichkeit innerhalb der tiefgegliederten 
Schlachtenzone führte, mußte sie auch zu einer Steigerung der Verluste 
auf beiden Seiten beitragen. 
Die Verluste waren in der Tat furchtbar schwer. Es gab Divisionen, 
die mit einer Gewehrstärke von 4000 Mann als Eingreifdivifion nach- 
mittags antraten und in der übernächsten Nacht nach Einbuße der
	        
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