Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Dann wartet er, bis sich das Lewisgewehr drüben beruhigt, und 
windet sich wie eine Eidechse ein paar Trichter weiter. Dann versucht 
er abermals einen Satz. 
Einmal saust er mit dem Kopf zuerst in einen gewaltigen Trichter. 
Er vernimmt einen erstaunten Ausruf, der ihn äußerst unbehaglich 
stimmt. Wie er seinen Kops vom Dreck befreit und sich umwendet, sieht 
er einen baumlangen Tommy vor sich. 
Blitzartig durchfahren zwei Überlegungen sein Hirn. 
Die erste: er, der Musketier Müller III, hat, so leichtsinnig wie nur 
ein alter Frontsoldat sein kann, für den Gang zum K.T.K, außer seinem 
Stecken keine Waffe mitgenommen. Sie behindert zuviel im Laufen. 
Die zweite: der Tommy hat auch keine, sonst könnte er nicht so 
lange ein so dummes Gesicht schneiden. 
Dann feixt der lange Tommy verlegen und zuckt mit den Achseln. 
Schau an, denkt der Musketier Müller III, ich kriege Oberwasser, 
der lange Junge will gut Wetter machen. 
Er legt dem Engländer die Hand auf die Schulter und sagt mit 
toternster Miene „prisoner." 
Der Tommy schüttelt grinsend den Kopf, zeigt nach rechts hinüber 
und meint: „All germans killed, alles kaputt." 
Die Kugeln der Lewisgewehre pfeifen kreuz und quer über den 
Trichter. 
Müller HI räuspert sich. Seine Stimme wird lauter. 
„Nichts zu machen, mein Junge! Allong partir! Tommies alle 
kaputt. Vits, vits, wenn Du etwas französisch verstehen solltest. Meinst 
Du, ich wollte Deinetwegen hier mich einmotten lassen? Soll ich Dir 
Beine machen, mein Sohn?" 
Drohend hebt er seinen Knotenstock. 
„Nix, nix," antwortet der Lange. 
„Go on," sagt Müller III und strengt seine englischen Kenntnisse an. 
„All right," meint der Lange und steht vorsichtig auf. 
Warte, mein Sohn, denkt der Musketier, mich sollst du nicht aufs 
Glatteis führen. Wenn du meinst, ich ließe mich von dir wie ein au- 
stralifches Schaf in eure Feuerlinie hinüberführen, dann irrst du dich 
ganz gewaltig. 
Sie klettern behutsam und scheinbar in bestem Einvernehmen durch 
die Trichter. Müller III tut so, als merke er nicht, daß ihre Richtung 
genau nach der englischen Front zeigt. Wie ein Luchs späht er um sich.
	        
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