Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Um 10 Uhr erfolgt der feindliche Angriff mit frischen Truppen. 
Die 67er, so weit sie noch leben, sehen alles, aber abhelfen können sie 
nicht mehr. Es geht über Menschenkraft. Ein kümmerlicher Rest von 
ihnen verläßt den Ostrand des armen Schloßparks und wird von den 
nachdrängenden Engländern noch um ein paar weitere hundert Meter 
zurückgetrieben. 
Es ist schon stockdunkel, als die Division ihre letzten Reserven, eine 
Kompagnie 67er und ein Bataillon 145er ins Gefecht wirft und mit 
Mühe wieder den Ostrand von Herenthage erreicht. Weiter geht es nicht 
mehr. Der Park bleibt einstweilen den Engländern, nachdem er bisher in 
zwei Tagen neunmal den Besitzer gewechselt. 
Es ist bald kein Durchkommen mehr durch die Berge von Leichen. 
Fünf zerschossene Tanks liegen im Wald, ein Dutzend weitere rings 
umher. 
* 
Endlich um 3 Uhr morgens ermattet der wilde Artilleriekampf. Die 
Truppen können ein wenig Luft schnappen, Munition wird herange- 
schafft und Essen, die völlig durcheinandergewürfelten Verbände werden 
notdürftig geordnet. Jetzt erst läßt sich die furchtbare Schwere der Ver- 
lüfte einigermaßen überschauen. Die Kompagnien sind nur noch kleine 
Grüppchen, meistens von Unteroffizieren angeführt. 
Jedermann weiß, daß der Engländer sich nicht mit dem kümmer' 
lichen Ergebnis des 22. August zufrieden geben wird. Was soll werden? 
Es bleibt nicht viel Zeit zum Überlegen. Nach zwei Stunden schon 
ist alles beim alten. Das Trommelfeuer klirrt zwischen Zonnebeke und 
Hollebeke und schlägt mit vollster Wucht auf die beiden Waldstücke, die 
nur noch ein Leichenhaufen sind. Um 6 Uhr morgens stoßen englische 
Patrouillen vor. Maschinengewehrfeuer verjagt sie. Eine halbe Stunde 
später kriechen drei Tanks über die zerschossene Straße zwischen Nonne- 
bosschen und Herenthagepark. Zwei davon flammen im direkten Feuer 
vorgeschobener Geschütze auf, der dritte macht sich aus dem Staube. 
Trotz schwerster Bedenken hat die 34. Jnf.Div. den Resten der 67er 
Befehl gegeben, um 7 Uhr morgens durch den Park bis zum Westrand 
vorzustoßen. Der Angriff ist in gutem Vorwärtsschreiten, als plötzlich 
das englische Trommelfeuer mit voller Wucht auf den ganzen Divisions- 
abschnitt wieder einsetzt. Mitten im Park stoßen die 67er mit frischen 
englischen Angriffstruppen zusammen. Das Ringen ist stumm und er- 
bittert und währt mit nicht nennenswerten Unterbrechungen bis in den
	        
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