Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

3m Kraftwagen durch Syrien und Palästina. 
itte Oktober erhielt ich vom General v. Falkenhayn in Aleppo 
den Auftrag, eine Erkundungsfahrt durch Syrien und Palästina mit 
dem Endziel Jerusalem anzutreten. Meine Aufgabe lautete, in dem über 
eine Länge von rund sechshundert Kilometern sich erstreckenden Lande 
die gesundheitlichen Verhältnisse zu prüfen, Sanitätsstützpunkte auszu- 
suchen und vorzubereiten, ferner Örtlichkeiten ausfindig zu machen, an 
denen Genesungsheime für die deutschen Heeresangehörigen einzurichten. 
Waren. Der gesamte Stab wollte demnächst nach Jerusalem nachfolgen. 
Die Gunst des Zufalles hatte es gefügt, daß ich anläßlich eines 
Besuches DjemalPafchas beim Heeresgruppenkommando in Aleppo 
Gelegenheit hatte, mit diesem über den Zweck meiner Reise zu sprechen 
und mir die Hilfe dieses damals ohne Frage einflußreichsten Mannes 
in Syrien zu sichern. D j e m a l stand damals mit seinen 47 Jahren auf 
der Höhe seiner persönlichen Machtstellung, zu der er sich, der Sohn eines 
Militärapothekers, kraft eines außerordentlich scharfen Verstandes, einer 
rücksichtslosen Tatkraft, die auch vor einer Gewalttat nicht zurückschreckte, 
und getragen von den hochgehenden Wogen der neutürkischen Revolution 
emporgeschwungen hatte. Djemal gab mir wertvolle Aufschlüsse für 
die Anlage von Genesungsheimen und stellte mir dafür sogar ein in 
feinem Besitz stehendes Grundstück in dem Höhenkurort Brumana bei 
Beirut in Aussicht. 
Meine Aufgabe war schwer, aber interessant. Die Reise bot 
Gelegenheit, besonders tiefe Einblicke in Land und Leute zu 
tun, und so wird der Leser, wenn er nun persönlichen Wegen und Ein- 
drücken folgt, eine zuverlässigere Grundlage für die Beurteilung und 
das Verständnis des immer tragischer sich gestaltenden Kriegsverlaufes 
gewinnen, als wie sie eine allgemein gehaltene Darstellung wohl auszu- 
Men vermöchte. 
Wer nach Syrien-Palästina reist, sei er Soldat, Kaufmann oder 
Friedenstourist, sollte die Geschichte des Landes kennen. Leider trifft 
diese Voraussetzung nur in Ausnahmen zu, wird doch gerade Vorder- 
asien bei unserer bisherigen humanistischen Vorbildung in dieser Be-
	        
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