Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Gaza—Virseba zum Angriff antraten, war die Spitze des Asienkorps 
erst in Moslemije, siebzehn Kilometer nördlich von Aleppo eingetroffen. 
Machtlos stand General v. Falkenhayn dem Versagen der rück- 
wärtigen Verbindungen gegenüber. Der rechtzeitige Einsatz deutscher 
Truppen gegen den feindlichen Ansturm an der Palästina-Front war 
unmöglich geworden. Waren doch von Aleppo bis zur Front noch mehr 
als sechshundert Kilometer zurückzulegen! Es ist zweckmäßig bei der 
Beurteilung der Ereignisse und Operationen auf dem Orientkriegsschau- 
platz, diese Entfernungsmaße nicht aus den Augen zu verlieren und sich 
als Ergänzung hierzu immer wieder die äußerst geringe Leistungsfähig- 
ckeit der Orientbahn zu vergegenwärtigen. Nur auf diesem Wege wird 
das Urteil des Fernerstehenden den Leistungen einigermaßen gerecht 
-werden können. „Jeder Krieg im Orient ist eine Frage der rückwärtigen 
Verbindungen." Dieses Wort galt in hervorragendem Maße für den 
Palästinafeldzug. Die Frage, ob Eisenbahntransport oder Fußmarsch 
von Aleppo zur Front, stand hier zur Entscheidung. 
Die Jahreszeiten in Syrien-Palästina kennzeichnen sich, allgemein 
gesprochen, als eine heiße trockene Periode etwa von April bis Oktober 
und eine kühle Regenzeit von Oktober bis Ende März. Die große Ver- 
fchiedenheit der Bodengestaltung bedingt einen sich örtlich fühlbar 
machenden Wechsel der Luftwärme, der für eine weiße Truppe, selbst 
«unter Berücksichtigung der Ausstattung mit Sommer- und Winterkleidung, 
von schwerwiegenden Folgen für ihre körperliche Leistungsfähigkeit fein 
mußte. Der Oberbefehlshaber, dem diese Verhältnisse durchaus bekannt 
waren, übersah sehr bald, daß es unmöglich sein würde, weiße Truppen 
«uf Fußmärschen durch Syrien bis zur Palästina-Front zu leiten. Die 
fast tropische Hitze der heißen Zeit und die Ungangbarkeit der Wege 
während der Regenzeit, deren Beginn für Ende Oktober zu erwarten 
war, würden einen solchen Versuch ohne Frage sehr bald zum Scheitern 
gebracht haben. 
So blieb nur der Bahntransport, der aber von vornherein bei den 
Unzulänglichkeiten der eingleisigen Eisenbahn mit wechselnder Spurweite 
die Führung des Unternehmens vor neue Schwierigkeiten stellt^?' Sie 
waren, wie der weitere Verlauf zeigen sollte, fast noch erheblicher, als die 
durch Klima und Natur des Landes bedingten Hemmungen. Indessen, 
es blieb kein anderes Mittel. Mit Hilfe von Kraftwagen den gesamten 
Transport von Menschen und Material über so gewaltige Strecken durch- 
zuführen, war ausgeschlossen. Wer mit den Türken während des Krieges 
in engere dienstliche Beziehungen getreten ist, kennt ihren hartnäckigen
	        
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