Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

so 
für eine längere Reihe von Tagen zu jeder Frontverwendung unfähig 
und lähmten eben durch die Menge der Erkrankungen die Schlagkraft 
der Truppe in der heißen Zeit ganz wesentlich. 
Die Unterbringung der deutschen Offiziere und der einzelnen Mann- 
schasten des Stabes „Jildirim" — die geschlossenen Formationen des 
Asienkorps waren vorläufig noch nicht zu erwarten — war sehr dürftig 
und bei den bestehenden klimatischen Verhältnissen höchst unzweckmäßig 
und das Allgemeinbefinden beeinträchtigend. Auf diesem Gebiete machte 
sich der zähe Eigennutz unseres türkischen Bundesgenossen von Anfang 
an insofern in sehr übler Weise bemerkbar, als der Deutsche durchweg 
benachteiligt wurde. Alle Vorstellungen bei den örtlichen türkischen Be- 
Hörden stießen wie überall auf einen Widerstand, an dem selbst frischeste 
deutsche Energie meist ergebnislos erlahmen mußte. Ein besonderes 
Kapitel überhaupt in dem aus der Not geborenen Zweckverband zwischen 
uns und unseren mehr oder weniger östlichen Bundesgenossen. 
Gut war die Unterkunft meist in den Familien der christlichen 
Araber. Der „christliche Araber Syriens", kurz bezeichnet „der Syrer", 
stellt eine besondere Mischrasse dar in dem an solchen überreichen Vorder- 
asien. Die meisten Häuser der reichen Syrer sind festungsartig gegen 
den Lärm, den Staub der Straße und gegen gelegentliche Überfälle 
durch fünf Meter hohe spiegelglatte Mauern abgeschlossen, hinter denen 
sich das Innenleben zum Teil in dem in der Trockenzeit gänzlich ver- 
staubten Garten abspielt. 
Jeder Abendländer macht zu Anfang seines Aufenthalts in diesem 
Lande eine Periode seelischer Depression durch. Hitze und strahlende 
Sonne, gegen die Tropenhelm und rauchgraue Brille zwar etwas 
schützen, wirken lähmend. Das wüste Treiben in #t>en Städten des 
Orients, im Gegensatz die endlose, steinig-sandige Öde der Wüste, belebt 
nur von Kamelkarawanen und vereinzelten Trupps von Beduinen und 
Kurden auf mageren Gäulen mit buntseidenem Burnus und wehender 
Kephie (Kopftuch) wirkt verwirrend. Nur langsam stellt sich auch der 
Körper auf die klimatischen Verhältnisse ein. 
Beim Stabe der Heeresgruppe ging das noch verhältnismäßig schnell 
vor sich. Hier waren alle Persönlichkeiten in leitender Stellung nach 
besonderen Gesichtspunkten ausgesucht worden. Sie sind entweder bereits 
früher in türkischen Diensten oder in den deutschen Kolonien, in Persien 
oder Afghanistan tätig gewesen. Andere wieder — es sind die anregend- 
sten Gesellschafter — waren bis zum Krieg mit Ausgrabungen in 
Babylon, Samarra, Assur usw. beschäftigt. Der Oberbefehlshaber selbst
	        
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