Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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selbst und ihre Umgebung ist dagegen zu trocken, um geeignete Brutstätten 
für den Anopheles*) zu bieten. Der Koweikfluß, der sich selbst im Sep- 
tember noch als ein schmales grünes Band durch die Ebene zieht, ist ein 
Steppenfluß, d. h. nur wenige Kilometer südlich von Aleppo gibt er den 
Kampf mit der Sonne auf — er ist eben nicht mehr; auf dem Wege zum 
Euphrat stirbt er am Marasmus elendiglich. Es ist ein unbestreitbares 
Verdienst von DjemalPascha, daß er, „der Satrap von Syrien", der 
das Geld des anatolischen Bauern und syrischen Fellachen in gleichem 
Umfange rücksichtslos in seinen Dienst stellte, durch eine kunstvolle 
Leitung die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte und die Einwohner 
von Hauszisternen unabhängig machte, zumal diese, wie in Jerusalem, 
die unerreichbaren Schlupfwinkel des Moskito darstellen. 
Cholera kommt in Aleppo, wie in den meisten dicht bevölkerten 
Städten des von den Segnungen einer abendländischen öffentlichen 
Hygiene noch unberührten Orients ebenso wie Ruhr (Bazillen- und 
Amöbenform) endemisch vor, ohne daß sie in den Kriegsjahren zu einer 
Pandemie aufgeflammt wäre. Auch hier kam wieder zur klaren Erkennt- 
nis, daß nicht die Cholera, sondern die Ruhr der schlimmste Feind der 
Schlagfertigkeit des Heeres ist, vollends auf dem Orient-Kriegsfchauplatz, 
der eine einheitliche Regelung und Überwachung der Truppennahrung 
nahezu unmöglich macht. 
Die „Aleppobeule", das Schreckgespenst früherer Zeiten, ist während 
dieses ganzen Feldzuges bei deutschen Truppen wohl überhaupt kaum 
zur Beobachtung gekommen. 
Das Fleckfieber endlich ist in den subtropischen Breiten Syriens und 
Palästinas eine ausgesprochene Winterseuche. Ihre Geißel sollte sich erst 
im weiteren Verlauf des Feldzuges fühlbar machen, doch dank der ent- 
sprechenden Entlaufungsmaßnahmen hat diese Krankheit niemals in 
ernster Weise die deutschen Truppen gefährdet. In den türkischen Heeres- 
teilen dagegen, die von Hunger und Entbehrungen langer Kriegsjahre 
zermürbt und dauernd durch und durch verlaust waren, fielen ihr bei 
dem gänzlichen Versagen des Sanitätsdienstes und dem unausrottbaren 
türkischen Vertuschungssystem Hekatomben von Menschen zum Opfer. 
Als ein überaus unangenehmer Gegner des deutschen Soldaten in 
Äem heißen Aleppo aber entpuppte sich das auch den Mazedonien- 
Kämpfern bekannte Papataccifieber. Nicht daß große Sterblichkeit 
dabei in die Wagfchale gefallen wäre; aber es blieb kaum einer von 
ihm verschont, und die Nachwirkungen machten doch den einzelnen Mann 
*) Der die Malaria übertragende Moskito. 
Uldlrim *
	        
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