Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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stand die Tatsache, daß der Feind zu Beginn der heißen Sommermonate 
seine Kräfte neuerdings wesentlich oerstärkte und zwar hauptsächlich durch 
Heranführung indischer Bataillone, die dem heißen Klima Palästinas 
ohne sonderliche Schwierigkeiten gewachsen waren. 
Man versteht unter solchen Verhältnissen die herbe Enttäuschung des 
Oberbefehlshabers der Heeresgruppe über den in der zweiten Hälfte des 
Juni eingehenden Befehl, einen Teil der deutschen Truppen behufs ander- 
weitiger Verwendung — es verlautete, nach Transkaukasien — abzu¬ 
transportieren. Für das Oberkommando der Heeresgruppe konnte es 
keinem Zweifel unterliegen, daß das Herausziehen der deutschen Truppen 
ein Zusammenbrechen der ganzen Front und damit den Verlust des 
Restes von Palästina zur Folge haben würde. Auf die dringenden un- 
mittelbaren Vorstellungen des Oberbefehlshabers bei der deutschen Ober- 
sten Heeresleitung wurde der Abtransport auf das Jäger-Bataillon 11 
beschränkt, die übrigen deutschen Truppen verblieben in der Front. 
Das Fortschreiten der heißen Jahreszeit — man konnte Hitzegrade 
von 50°Celsius und darüber beobachten — stellte fast übermenschliche An- 
forderungen an die Leistungsfähigkeit der deutschen Truppen. In treuer 
Kameradschaft hielten Offizier und Mann den sengenden Strahlen der 
südlichen Sonne und dem Durst in dem wasserarmen Gebirge stände 
Malaria und Ruhr forderten zahlreiche Opfer, die Lazarette hinter der 
Front und in der Etappe füllten sich. Wenn es jedoch galt, durch kühnen 
Handstreich dem überlegenen Feind eine Stellung zu entreißen, dann hieß 
es auch hier wie einst im fernen Ostasien: „Germans to the front!" Das 
aber kostete Blut und viele deutsche Opfer, und trotzdem blieb meist der 
Erfolg aus, da die türkischen Begleittruppen versagten und den Deutschen 
im Stich ließen. 
Der 14. Juli bot ein Beispiel solch deutschen Opfermutes. Der Feind 
hielt nördlich Jericho die weit ins Jordantal vorspringende Höhenstellung 
des Mfallabe besetzt. Taktische Gründe ließen es notwendig erscheinen, 
sie dem Engländer zu entreißen. Nur ein überraschender Handstreich bot 
Aussicht auf Erfolg. Dem Kommandierenden General des XX. A.K., A l i 
F u a d Pascha, als Leiter des Unternehmens wurden neben den türki- 
scheu Truppen die deutschen Bataillone 702 und 703 und eine noch nicht 
abtransportierte Jäger-Kompagnie zur Verfügung gestellt. Planmäßig 
begann im nächtlichen Dunkel der Angriff. Die im Zentrum kämpfenden 
deutschen Truppen überrannten im ersten Ansturm die feindliche Linie, 
und der Erfolg schien gesichert. Als aber bei Tagesanbruch der völlig 
überraschte Feind sich sammelte und zum Gegenstoß überging, standen die-
	        
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