Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

Gestaltung des gesamten Stabes im türkischen Sinne erfolgen würde. 
Schon die nächsten Tage sollten ihnen recht geben. 
Am 1. März übernahm Marschall Liman v. Sanders in Na- 
zareth den Befehl über die Heeresgruppe. Tags darauf verabschiedeten 
sich General v. Falkenhayn und Oberst v. Dommes von dem bis¬ 
cherigen Stabe. Ein paar kurze kernige Worte an die türkische Stabswache, 
ein dreifaches Hurra auf den obersten deutschen Kriegsherrn — dann 
rollten die Kraftwagen die Straße von Nazareth hinab, begleitet von 
einem Abschieds-Hurra für den scheidenden Oberbefehlshaber. 
Der neue Kurs begann. 
Ohne auf die einzelnen Vorgänge, welche zu dem Wechsel im Ober- 
kommando geführt hatten, näher einzugehen, darf man doch annehmen, 
daß er den innersten Wünschen des Generals v. Falkenhayn ent- 
sprach. Das dornenvolle Amt eines deutschen Oberbefehlshabers über 
eine türkische Heeresgruppe wird er mit einem Gefühl der Erleichterung 
in die Hände des Nachfolgers gelegt haben. Eingetreten war das, was 
General v. Falkenhayn noch wenige Tage vorher mir gegenüber an- 
gedeutet hatte: an Stelle des deutschen Stabes war ein türkischer getreten, 
allerdings auch mit einem deutschen General an der Spitze. Der weiteren 
Entwicklung der Ereignisse mußte es vorbehalten bleiben, ob damit auch 
eine entscheidende Wendung an der Front zum günstigen eintreten würde. 
Zugleich mit Marschall Liman v. Sanders war in der Person des 
türkischen Oberst K i a z i m ein neuer Chef des Generalstabes eingetroffen. 
KiazimBey hatte sich bereits bei der türkischen 5. Armee in derselben 
dienstlichen Stellung befunden. Der Ruf eines kriegserprobten, hervor- 
ragend pflichtgetreuen Offiziers, der auch die deutsche Sprache leidlich 
beherrschte, ging ihm voraus. Aber es war nur selbstverständlich, daß die 
dienstlichen Anschauungen des neuen türkischen Chefs in mannigfacher 
Beziehung von den bisher im deutschen Stabe geltenden nicht unwesent- 
-lich abwichen. 
Da der neue Oberbefehlshaber den Standpunkt vertrat, daß grund- 
sätzlich die Stellen der Abteilungs-Chefs mit türkischen Offizieren zu be- 
setzen seien, hatte er für die Operations-Abteilung die neuen türkischen 
Herren mitgebracht. Ihnen folgten nach wenigen Tagen die übrigen 
Chefs, ebenso auch der neue türkische Armeearzt. Den deutschen Offizieren 
des bisherigen Stabes waren hierdurch die Richtlinien des Handelns vor- 
geschrieben. Sie mußten bei der deutschen Obersten Heeresleitung die 
Enthebung von ihren Dienststellen beantragen, da die Voraussetzungen, 
unter denen sie aus den Orientkriegsschauplatz geschickt worden waren, mit
	        
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