Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Wagen heraus und wieder hineingesprungen, nachdem wir ihn im 
Schweiße des Angesichts wieder flottgemacht, wissen die Götter; zwanzig 
bis fünfundzwanzig Mal ist es sicher gewesen. Dazu eine sengende 
Sonne und häufig inmitten von Beduinen, die, wenn auch den „Ale- 
mann!" nicht gerade feindlich gesinnt, doch das siebente Gebot nicht 
kennen. 
Gegen Mittag mache ich Halt in Zamarin. der jüdischen Ackerbau- 
tolonie, und nehme bei dem Dorfältesten den Kaffee ein, umschwärmt 
von der Gemeinde. Der Kinderreichtum ist geradezu verblüffend. Als 
hätte man Maikäfer vom Baum geschüttelt, so umkrabbelte es mich, klet- 
terte in den Wagen und befühlte neugierig mein Gepäck. Diese jüdischen 
Kolonisten sind auffallenderweise durchweg Acker- und Weinbauern, 
stehen unter dem tatkräftigen Schutz des Baron von Rothschild und 
erfreuen sich einer gediegenen Wohlhabenheit, gelten aber in politischer 
Beziehung als höchst unzuverlässig. 
Weiter geht die Fahrt, vorbei an den Ruinen des alten Cäsarea, 
die, durch ein tausendjähriges Nagen des Meeres, vom Lande losgelöst, 
heute von der brandenden See umflutet werden. Ich betrete hier den 
Boden, auf dem der Apostel Petrus feine öffentliche bekehrende 
Tätigkeit begann. 
Es kostet noch manchen Tropfen Schweiß, bis ich endlich gegen 
Abend die alte Stadt Joppe (Jaffa) erreiche. Ich befinde mich hier auf 
uralt-gefchichtlichem Boden. Darüber hinaus aber reichen sich die Hand 
altgriechischer Mythus in der Gestalt der A n d r o m e d a, die hier an 
den Felsen geschmiedet, von Perseus befreit wurde, mit alttestamentifcher 
Legende in der Person des Propheten Jonas, der von Joppe aus zu 
Schiff der Mahnung des Herrn, nach Ninive zu gehen, entfliehen wollte 
und. dafür über Bord geworfen, erst im Bauche des Fisches zur besseren 
Einsicht kam. Man zeigte mir ferner die Stelle, wo das Haus des 
Gerbers Simon stand und wo Petrus die Tabea vom Tode er- 
weckte. 
Ernste Gefahr drohte Jaffa von der See aus. Fast in Sicht des 
Hafens kreuzten englische Kriegsschiffe. Wenn irgendwo, so war hier eine 
feindliche Landung zu gewärtigen, um für die weiteren Operationen eine 
Hafenbasis zu schaffen. Wenige Tage später sollte die Befürchtung zur 
Wirklichkeit werden, nachdem die türkische Front bei Gaza zusammen- 
gebrochen war. Heute herrschte noch tiefer Friede in der Ebene von 
Saron: und wo in Kürze englische Panzerwagen und australische Reiter 
die Früchte des Fleißes deutscher Ansiedler in Grund und Boden
	        
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