Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Werkzeuge bedient, die in jenen alten Zeiten bereits als zweckmäßig 
erkannt wurden. 
Für mich war es von großem Wert, mir diese Quelle von Verband- 
Material ebenfalls für die Versorgung der deutschen Truppen zu sichern, 
da ja bei den überaus unzulänglichen Eisenbahnverbindungen damit zu 
rechnen war, daß auch der Nachschub von Sanitätsmaterial aus Deutsch- 
land für unsere Truppen eine Hemmung erfuhr. Aufgabe des von mir- 
in Damaskus eingerichteten Sanitätsdepots war es, mit der türkischen 
Verwaltung deshalb in dauernder Fühlung zu bleiben. 
Die Zeit meines erstmaligen kurzen Aufenthaltes in Damaskus war mit 
der Erledigung dienstlicher Aufgaben reichlich ausgefüllt: aber selbst im 
Drang dieser Arbeiten war es schwer, sich dem Einfluß ganz zu entziehen, 
den Damaskus, „die älteste Stadt der Welt", auf den Besucher ausübt. 
Als Thutmofis III. von Ägypten um 1480 v. Chr. Eeburl seine schwere 
Hand auf Syrien legte, war Damaskus schon eine alte Stadt; seit jenen 
Zeiten hat es immer wieder im Brennpunkt der vorderasiatischen Völker- 
stürme gestanden. Die Bibel erwähnt die Stadt wiederholt, zum ersten Male 
als die Heimat E l i e f e r s, des Hausmeisters Abrahams. Das Reich 
Juda, Babylonier, Assyrer und Perser kämpften im blutigen Ringen um 
den wichtigen Handelsplatz. Alexander von Mazedonien, Römer, Araber, 
Mongolen und Türken wechselten in blutiger Reihenfolge einander ab 
im Besitz dieses wichtigen „Hafens der syrischen Wüste". Der Weltkrieg 
hat Damaskus von neuem in den Mittelpunkt der verschiedenartigsten 
Jnteressenkämpse gestellt. Und jetzt? Nachdem das türkische Reich nach 
dem unglücklichen Ausgang des Krieges durch einen schmachvollen Diktat- 
frieden zerschlagen und zu einem hilflosen Torso herabgesunken ist, er- 
hebt sich der Streit um Damaskus von neuem; nur sind an Stelle 
asiatischer Despoten mit ihren beutegierigen Horden jetzt die siegreichen 
westeuropäischen, von unersättlicher Ländergier getriebenen Mächte Eng- 
land und Frankreich getreten, die untereinander und gegen ein nationa- 
listisch sich erhebendes Arabertum den Kampf um den Siegespreis 
weiterführen. Lange noch wird der Kampf toben, bis das alte Damaskus, 
das „Auge des Orients", Frieden finden wird. 
Wenn der Fremde, von Norden kommend, zum ersten Male Da- 
maskus betritt, findet er sich einer neuen Welt gegenüber. Gesättigt von 
den tiefen Eindrücken, die in ihm die Antike, die gewaltigen Baureste und 
die heidnische Kultstätte des alten Heliopolis, einprägten, weht ihm bei 
Damaskus zum ersten Male der wunderbare Odem alt- und neu» 
testamentlicher Geschichte und Legende aus dem kleinen steinigen Lande
	        
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