Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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lichen Nebel. Wir besetzten mit unseren Meldern und Telephonisten den kleinen 
Abhang, in den unser Stollen eingebaut war. Außer einigen Gewehren hatten 
wir noch ein M.G. mit seinem Gewehrführer bei uns. Nun kamen Melder vom 
K.T.K, und von den vorderen Kompagnien: Feind ist durchgebrochen. Hptm. 
Schöning liegt im Sterben. 
Oblt. Spengler, Führer des I./97 und V.T.K., sah nun ein, daß wir 
den Hang nicht halten konnten, und befahl, das M.G. im nächsten M.G.Nest in 
der Sandgrube*) mit in Stellung zu bringen. Der Adjutant, Lt. B e r g e r - 
hoff, ging nochmals in den Stollen, um Karten, Befehle usw. zu verbrennen. 
Heraus kam er nicht mehr, denn die Tommys waren schon durch den anderen 
Eingang eingedrungen. 
In der Sandgrube fand sich außer Spengler, dem Gewehrführer mit dem 
M.G. und mir noch ein Melder ein. Die anderen waren im M.G.Feuer, 
das der gerade eindringende Gegner auf uns richtete, gefallen. Bald darauf 
traf noch ein Hauptmann vom linken Nachbar-Regt. bei uns ein mit einem 
M.G. und einigen Leuten**). Er übernahm den Befehl. Die drei M.G. wurden 
nun mit verschiedenen Schußrichtungen in Stellung gebracht, jedes unter einem 
Offizier. Zunächst schössen wir auf zahlreiche Tanks, die in Abständen von 
10—20 w um uns herumfuhren. Da wir gegen die unheimlichen Stahlpanzer 
nichts auszurichten vermochten, ließen wir sie in Ruhe — sie setzten ihren Weg 
einfach fort — und richteten unser Feuer auf die hinter ihnen auftauchenden 
Tommys, die teils niedergeschossen, teils zum Rückzug gezwungen wurden. So 
verging eins ganze Zeit, in der wir beruhigende Gedanken hatten: es wird und 
muß ja bald Unterstützung kommen. Da ist an meinem M.G. die Munition ver- 
schössen, und schon kommt in der rechten Flanke ein neuer Tank herangefaucht. 
Dichte Scharen von Australiern folgen ihm. Ich rufe Spengler am mittleren 
M.G. an und zeige nach rechts. Da bricht er zusammen***). Dann stürzen sich 
auch schon die Feinde auf ihn und sein M.G. Auch unser drittes M.G., an dem 
der Hauptmann steht, verstummt jetzt." 
Lt. Lyding benutzte den Augenblick, in dem sich der Gegner mit dem 
M.G. des Oblts. Spengler beschäftigte, um im Nebel den Anschluß an die 
3. und 4. Komp. zu suchen. 
Von der 2./97 fehlt jede Nachricht, doch wurde lebhafter Kampflärm 
in ihrer Gegend gehört. Die 1./97 erhielt noch vor Erscheinen von Tanks 
oder feindlicher Infanterie die Nachricht, daß der Angriff im Gange sei. 
„Sofort schwärmt die Kompagnie aus, wir können aber das Feuer noch 
nicht eröffnen, da immer noch eigene Leute von vorn zurückkommen. Sie werden 
angehalten, um unsere Stellung zu verstärken. Endlich erkenne ich auf etwa 
30 m englische Stahlhelme. „Feuer!" Wie unsere braven Leute, besonders die 
M.G. schießen! Der Gegner erwidert das Feuer augenblicklich. Bei der ge- 
ringen Entfernung treten auf beiden Seiten schwere Verluste ein. 
*) Anscheinend südwestl. Eerisy (s. Karte!). 
**) Vgl. S. 95. 
***) Oblt. Spengler hatte schon früher ein Auge durch Verwundung ver- 
loren, jetzt wurde ihm das zweite ausgeschossen!
	        
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