Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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Ende Juni hatte sich die Lage soweit gebessert, daß die Australier ein Unter- 
nehmen auf breiterer Front durchführen konnten. Ziel hierfür war die Rück- 
gewinnung von Hamel, des Bois de Vaire und des wichtigen Höhenrückens östlich 
davon . . . Gleichzeitig sollte mit diesem Angriff nicht nur die Stärke der 
feindlichen Verteidigungsanlagen, sondern auch die deutsche 
Kampfmoral geprüft werden, von deren Sinken man bereits wichtige Anzeichen 
beobachtet zu haben glaubte*)." 
Was hier von der Wirkung der Angriffe auf den deutschen 
Stellungsausbau nur auf der australischen Front gesagt ist, traf ebenso 
auch auf die der englischen und französischen Vorstöße nördlich der 
Somme am 29. und im Abschnitt Moreuil am 12. und 23. Juli zu. 
Eine andere Frage ist jedoch, ob nicht die Erwartung, den Angriff 
auf Amiens doch noch einmal wieder aufnehmen zu können, hemmend 
auf die Anlage tlefgegliederter Abwehrzonen schon von Ende April ab 
eingewirkt hat. Wäre damals z. B. der Ausbau einer Großkampf- und 
einer rückwärtigen Stellungszone hinter den im Entstehen begriffenen 
Gräben der Stellungsdivisionen sofort in Angriff genommen worden, 
so hätten die Kampftruppen nach den erfolgreichen feindlichen Teil- 
angriffen sehr wohl in fertige Stellungen zurückgenommen werden 
können. Daß die Stellungs- und auch die Eingreifdivisionen zu der- 
artigen Arbeiten nicht befähigt waren, liegt auf der Hand. Dazu wäre 
die Überweisung recht zahlreicher Arbeiterformationen erforderlich ge- 
wesen, und ob diese verfügbar waren, kann hier nicht nachgeprüft 
werden. Zudem hatten die Einrichtungen für den Nachschub, die Anlage 
von Unterkünften der Ruhetruppen und vieles andere in der Wüste der 
Sommeschlacht ein sehr großes Maß von Arbeit verlangt. 
Jedenfalls gab es am 8. August im Abschnitt der 2. Armee keine 
ausgebaute Großkampf- und keine rückwärtige Kampfzone. Die Stel- 
lungsdivifionen hatten sich in einem 3—4 km tiefen Streifen zu schlagen, 
in dem die H.W.L. zu halten war. Aber selbst diese war an vielen 
Stellen nicht durchlaufend ausgebaut. Fast überall fehlte ein starkes 
Hindernis davor und eine voll ausreichende Zahl von Stollen in ihr 
oder unmittelbar dahinter. Eine rückwärts davon vorgesehene Artillerie- 
fchutzstellung**) stand nur auf dem Papier. Lange vor dem Angriff hatte 
der Gegner durch seine vorangegangenen Vorstöße, durch Fliegerbilder 
und durch sonstige Erkundungsergebnisse ein klares Bild von den deut- 
fchen Verteidigungsanlagen gewonnen. 
*)Montgomery, a. a. D., S. 5 und 6. 
**) Wird im folgenden stets mit A.Sch.St. abgekürzt.
	        
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