Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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von Stäben und den Eingreifdivisionen belegt waren. Es klingt so be¬ 
ruhigend, wenn es heißt: Das Bataillon kommt für 14 Tage ins Ruhe- 
lager; aber wirkliche Ruhe fanden die Truppen auch hier nicht. Dafür 
sorgten eben die feindlichen Flieger und vielfach auch die Langrohre. 
Manch erfahrener Frontkämpfer lag lieber im vordersten Postenloch 
als hinten im Lager. Diese fortgesetzten nächtlichen Luftangriffe hielten 
auch an. als nach dem 29. Juli auf der ganzen Armeefront südlich der 
Somme eine auffallende Beruhigung eintrat. Nördlich der Somme 
dagegen löste ein eigener Vorstoß am 6. August nochmals heiße Kämpfe 
aus, deren Nachwehen bis in die Frühe des 8. anhielten. (Vgl. S. 40.)- 
So hatten die Stellungsdivisionen der 2. Armee von der Einstellung 
des allgemeinen Angriffs am 4. April ab außergewöhnlich schwere 
Zeiten bis Ende Juli durchgemacht. Wohl an keiner Stelle der ganzen 
Westfront — soweit es sich um Stellungskrieg handelte — hatte der 
Gegner monatelang eine derartig gesteigerte Angriffs-, Feuer- und 
Fliegertätigkeit entfaltet wie vor Amiens. Es war daher nur natürlich, 
daß alle Truppen der Armee, die längere Zeit in der vordersten Linie 
eingesetzt waren, in ihrer Kampf- und Widerstandskraft ernstlich und 
vielleicht auch mehr als die meisten Stellungsdivisionen in Frankreich 
und Belgien überhaupt gelitten hatten. (Übersicht über die Verwendung 
der Divisionen in der Zeit von März bis August 1918 siehe Anlage 2.) 
Es war selbstverständlich, daß diese besonders hart mitgenommenen 
Truppen der 2. Armee denjenigen Gedanken am wenigsten Widerstand 
entgegenzusetzen vermochten, die in jener Zeit jedes deutsche Front- 
kämpferherz schwer bedrückten. Vor dem 21. März hatten sich Heer 
und Heimat noch einmal in der hochgespannten Hoffnung auf den End- 
sieg gefunden. Mit jedem weiteren Angriff, der nicht zum entscheiden- 
den Erfolge geführt hatte, war sie mehr und mehr zerbröckelt, und nach dem 
18. Juli hatte sich auch bei dem unentwegt Zuversichtlichen die Befürch¬ 
tung eingeschlichen, daß der Kampf vielleicht nur noch um ein erträg- 
liches Ende geführt wurde. Damit war dem Führer seine Aufgabe un- 
endlich erschwert und dem Manne der stärkste Halt genommen, der ihn. 
bisher zum willigen Ertragen aller Entbehrungen und zu unerhörten. 
Leistungen befähigt hatte. Mit eigenen Augen sah jeder einzelne tag- 
täglich die Reihen der vollwertigen Kämpfer dahinschwinden und wußte 
doch ganz genau, daß sie unersetzlich waren; denn das, was als Ersatz 
aus der Heimat kam, war fast durchweg unbrauchbar. (Vgl. S. 33/34.) 
Und durch zahlreiche Kanäle drangen tagtäglich trübere Nachrichten aus 
Deutschland zur Front von Not und Entbehrung, von Hoffnungslosig-
	        
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