Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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„Als sich Major üticmann, zum Verbindungsoffizier der O.H.L. beim 
Kaiser bestimmt, Anfang August bei General Ludendorff abmeldete, fragte 
er: „Darf ich Seine Majestät darauf vorbereiten, daß Euer Exzellenz zu Front- 
Verkürzungen schreiten werden? Mir scheint, daß die Linien unserer stecken- 
gebliebenen Angriffe zur Verteidigung wenig geeignet sind und übermäßige 
Kräfte beanspruchen." „Verteidigung? Ich hoffe, wir werden den Angriff 
auf A m i e n s fortsetzen können, sobald sich die Truppen einigermaßen erholt 
haben", lautete die Antwort des Generals. Sein starker Wille kämpfte unge- 
brachen gegen das hereinbrechende Schicksal an*)." 
Entscheidend für solche Erwägungen war die Auffassung der O.H.L., 
daß der Gegner zunächst zu Großangriffen noch nicht wieder befähigt 
war. Tatsächlich aber hielt General F o ch seine Heere bereits Ende Juni 
für stark genug, um die allgemeine Offensive zu beginnen. Im Mai war 
der Zustrom der Amerikaner auf 200 000 Mann gestiegen, im Juli 
standen bereits weit über eine Million amerikanischer Streiter auf Frank- 
reichs Boden. In der Schlacht vom 18. Juli hatten sie bereits mit neun 
Divisionen mitgewirkt. Ihrer geringen Kriegserfahrung stand die un- 
verbrauchte Nervenkraft und die frische Angriffslust ihrer zahlenmäßig 
sehr starken und glänzend ausgerüsteten Einheiten gegenüber. 
Ende Juli hatte sich aber auch die englische Armee von den 
schweren Schlägen im März—April wieder soweit erholt, daß sie — wie 
die Kriegsberichte des Marschalls S)a i g sagen — voll angriffskräftig 
war. Und daß die Franzosen, besonders nach umfangreicher Auf- 
füllung ihrer Armeen durch Kolonialtruppen, noch immer Gutes im 
Angriff leisteten, hatte der 18. Juli erwiesen. 
Ein bedeutender Kräftezuwachs lag aber für alle Feindheere in den 
Tanks, deren technische Vervollkommnung, taktische Verwendung und 
starke Vermehrung in den letzten acht Monaten eifrigst betrieben worden 
war. Ihnen hatte der Gegner seine Erfolge am 18. Juli in erster Linie 
zu verdanken. Waren auch bis zu 40, ja über 50 dieser Kriegs¬ 
maschinen an einzelnen Tagen auf der Strecke geblieben, so hatten sie 
doch den ersten entscheidenden Einbruch herbeigeführt. Und darauf kam 
es auch für die Zukunft in erster Linie an. 
„Unter dem Jubel der ganzen Entente wurde General F o ch nach der sieg- 
reichen Schlacht zwischen Soissons und Ehkteau-Thierry zum Marschall von 
Frankreich ernannt. Am 24.Juli berief er die Führer sämtlicher englischen, 
französischen und amerikanischen Armeen in sein Hauptquartier. Er wies sie 
darauf hin, in welcher Lage man sich befunden habe, als am 27.März, vor 
vier Monaten, der große Kriegsrat der Alliierten in Doullens unter dem Donner 
der deutschen Geschütze vor Amiens zusammengetreten sei. Mit Stolz konnte er 
*) v. Kühl, Der Weltkrieg 1914—18, Band II, S. 400.
	        
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