Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

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Armeebefehl für den 27.8. 
düngen vor über stärkere russische Ansammlungen vor dem Südflügel 
des I. A.K. bei Borchersdorf; von Mlawa her schienen dem Feinde 
noch neue Kräfte zuzufließen. Nach aufgefangenen Funksprüchen kamen 
Regimenter der russischen Garde ihrem I. Korps zu Hilfe! Möglich, daß 
das ganze russische Gardekorps, das — wie Agentennachrichten be¬ 
sagten — von Wilna auf Warschau abgedreht war, jetzt hier eingesetzt 
wurde; — möglich auch, daß es sich nur um Teile des ruff. XXIII. Korps 
handelte, zu dem die 3. Garde-Div. gehörte. — Doch davon abgesehen, 
zeigte der russische Vorstoß bei Lautenburg, daß sich nach wie vor 
starke russische Kavallerie in der deutschen rechten Flanke befand 
und die rückwärtigen Verbindungen bedrohte. Auf Überraschungen in 
der Südflanke des Gen. v. Frans vis mußte man gefaßt bleiben 
und das um so mehr, als er in einer Meldung auf den mangelhaften 
Zustand der Infanterie der dort eingesetzten 5. Ldw.Brig hinwies^). 
Getrennt vom russ. I. Korps nahm man bei Abfassung des Armee- 
befehls am 26. Aug. abds. vor dem deutschen XX. A.K. bei Gardienen 
und Waplitz das russ. XXIII. und XV. Korps an, wußte aber noch nichts 
vom Vorgehen der Russen gegen Mühlen und von der Besetzung Hohen- 
steins. Bei Hohenstein mußte nach der Auffassung des Armee-Ober¬ 
kommandos die deutsche 3. Res.Div. stehen, die ja Befehl gehabt hatte, 
dorthin zu rücken; Meldungen von ihr lagen wicht vor. Östlich der 
großen Seen schien das ganze ruff. XIII. Korps im Weitermarsch nach 
Norden auf Allenstein. Um hem Gegner hier einen Riegel vorzu- 
schieben, hatte man sich entschließen müssen, der anfänglich für den 
rechten Armeeflügel bestimmten Ldw.Div. Goltz Osterode als Fahrtziel 
zu geben; das Eintreffen ihrer ersten Züge wurde für den 27.Aug. 
erwartet. 
Alles in allem schienen Operation und Kämpfe günstig zu ver- 
laufen. Trotzdem blieb die Gesamtlage ernst, denn ein entscheiden- 
der Erfolg war bisher noch an keiner Stelle gemeldet. Wenn sich die 
Schlacht hinzog, mußte schließlich die russische Übermacht wirksam werden. 
So war beim I. und XX. A.K. rücksichtsloser Angriff auch weiterhin 
geboten: nur durch ihn war rechtzeitiger Sieg zu erreichen, wenn Ren- 
nenkampf, wie man doch annehmen mußte, marschierte. Um Usdau zu 
Fall zu bringen, sollte das XX. A.K. mithelfen und damit den Südflügel 
der Gesamtfront stärken. Man hoffte, die Russen am 27.Aug. aber 
*) Im Gegensatz zu dieser Auffassung hat sich die Brigade in den Kämpfen 
der nächsten Tage durchaus bewährt.
	        
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