Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

Genm. Ludendorff in Koblenz. 
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Ausladung noch weiter östlich, nach Deutsch-Eylau und damit näher an 
das XX. A.K. zu verlegen; so wurde denn auch von Koblenz aus be- 
fohlen. Ferner erhielten Äie Festungen Thorn und Graudenz Weisung, 
alle verfügbaren Teile ihrer Besatzung bei Strasburg und Gohlershaufen 
bereitzustellen. Man wollte zusammen mit dem I. A.K. eine möglichst 
starke Angriffsgruppe auf dem Westflügel des Gen. v. Scholtz bilden. 
Andererseits sollte dafür Sorge getragen werden, daß die Engen 
zwischen 'den Masurischen Seen fest in deutscher Hand blieben. Um 
jeden Weiteren Einfluß des bisherigen Oberkommandos 'auszuschalten, 
wurden die Korps angewiesen, bis zum Eintreffen Äes Gen. v. Hmden- 
bürg, im übrigen „unter gegenseitigem Einvernehmen, besonders auch 
mit XX. A.K. nach eigener Beurteilung der Lage selbständig zu han- 
deln. Für die Weiterführung der Operationen ist es dringend erwünscht, 
daß die Seenlinie nicht vom Feinde von rückwärts geöffnet tvird"1). 
Beim A.O.K. selbst sollte der Ob.Quartmstr., Genm. G r ü n e r t, die 
laufenden Geschäfte weiterführen. 
Nach der Besprechung beim Gen.Ob. v. Moltke meldete sich Genm. 
Ludendorff bei seinem O b e r st e n Kriegsherrn, der ihn für 
Lüttich mit dem Orden Pour le merite auszeichnete. „Der Kaiser sprach 
ernst über die Lage im Osten; tief bedauerte er, daß ein Teil des 
deutschen Vaterlandes feindlichem Einfalle ausgesetzt sei, und gedachte 
der Leiden feiner Landeskinder" — fo berichtet Gen. Ludendorff selbst^). 
Inzwischen stand fest, daß Gen. v. Hindenburg die ihm zuge- 
dachte Feldstelle angenommen habe. Um 9° abds. verließ ein Sonderzug 
mit Genm. Ludendorff den Bahnhof Koblenz, um in Hannover den 
neuen Oberbefehlshaber auszunehmen. 
„Gegen 3° nachts suhr ich" — so erzählt uns der Feldmarschall 
selbst») über das denkwürdige erste Zusammentreffen mit seinem künf- 
tigen Mitarbeiter und Vertrauten — „in der Eile nur unfertig aus- 
gerüstet zum Bahnhof und stand dort erwartungsvoll in der mäßig 
') Gen. Ludendorff berichtet, er habe den Weitermarsch des I. R.K. 
und des XVII. A.K. nach Westen (wobei das XVII. A.K. nach der Meldung 
des bisherigen A.O.Ks, „möglichst weit nördlich ausholen" sollte) anhalten las- 
sen, damit sie nicht in falscher Richtung weiter marschierten. Dieser Befehl ist 
in der oben angeführten Form von der O.H.L. hinausgegeben worden. Beide 
Korps haben daraufhin aus eigenem Entschlüsse die Rückwärtsbewegung zunächst 
eingestellt. Das führte zu einem Ruhetage, der angesichts der Ermüdung der 
Truppen und zur Ordnung der Verbände nach der Schlacht dringend er- 
wünscht war. 
2) Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen". 
") Hindenburg: „Aus meinem Leben."
	        
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