Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

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Ernennung des Generals v. Hlndenburg, 
Fernspruch des Korps schloß mit den Worten: „Allgemeine Lage wird 
günstig beurteilt. Truppen brennen an den Feind zu kommen." 
Auch die Korps, «die am 2V. Aug. bei Gumbinnen im Kampfe ge- 
standen hatten, äußerten sich zuversichtlich. Bisher war die russische 
Njemen-Avmee nirgends gefolgt. ©It. v. Below meldete, das I. R.K. 
habe vorgestern gegen „überlegene Kräfte, jedenfalls sehr viel mehr 
Artillerie" siegreich gefochten; „Truppen großartig... Stimmung gut". 
Gen. v. Mackensen mar ebenfalls guter Zuversicht, obgleich gerade 
sein XVII. A.K. bei Gumbinnen einen ernsten Rückschlag erlitten und, 
wie er melden ließ, sehr starke „Verluste, besonders an Infanterie" 
gehabt hatte; trotzdem fühle es sich nicht geschlagen; „Stimmung gut, 
aber durch Rückmarsch nicht gehoben". — Gen. v. Fran? ois fühlte 
sich vollkommen als Sieger. Er hatte den Eindruck, daß der Gegner 
fchwer gelitten habe. Trotz des befohlenen Rückzuges und starker Ver- 
luste sei die Stimmung seines I. A.K. die „einer siegreichen Truppe". 
Diese Zuversicht aller Kommandierenden Generale, besonders aber 
die siegessicheren Worte des am unmittelbarsten bedrohten XX. A.K. 
bestärkten den Gen.Ob. v. M o l t k e in der Auffassung, daß der Ent- 
scheidungskampf gegen die Narew-Armee gewagt werden könne und 
müsse. Da das bisherige A.O.K. einen solchen Angriff abgelehnt hatte 
und — wie man nach der letzten von ihm vorliegenden Nachricht (von 
der Nacht 21./22. Aug.) annehmen mußte — fein Hauptquartier schon 
am 23. August nach Dirschau, also hinter die Weichsel, zurückverlegen 
wollte, sollte seinem Wirken schleunigst ein Ende bereitet werden. 
Als sich Genm. Ludend o tff am 22. Aug. um 6° abds. in 
Koblenz meldete, besprach Gen.Ob. v. M o l t k e mit ihm Lage und 
Absichten. War auch das „Wie" der künftigen Operation aus der 
Ferne nicht sicher zu übersehen, so konnten doch — ohne der Entscheidung 
des künftigen Oberbefehlshabers vorzugreifen — schon einige Weisungen 
nach Ostpreußen gegeben werden. Der Gedanke, mit der versammelten 
Kraft der Armee von Nordosten gegen den rechten Flügel der Narew- 
Armee zum Angriff zu schreiten, hatte zunächst im Vordergrund ge- 
standen, erwies sich jedoch als unausführbar, da das l. A.K. inzwischen 
schon den Bahntransport begonnen hatte. Ein Ferngespräch mit Gen. 
v. Franyois ergab aber, daß das Korps nicht — wie bisher vom 
Oberkommando gemeldet — bei Graudenz, also an der Weichsel, sondern 
etwa einen Tagemarsch ö st l i ch davon entladen werden sollte. Einem 
Vorschlage des XX. A.K. entsprechend regte Gen. v. Franyois an, die
	        
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