Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

Kein fester Schlachtplan, 
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in Fluß gebrach! und zusammen mit dem kühnen Vorgehen des Glts. 
v, d. Goltz bei Hohenstein die Entscheidung herbeigeführt. Der ohne 
Rücksicht auf Gefahren und unter Einsatz der letzten Kraft mit geringer 
Truppenmacht durchgeführte Verfolgungsmarsch des Glts. v. Schmet - 
tau hat den Ring um die Russen an entscheidender Stelle frühzeitig 
geschlossen. 
In solcher Unterführung fand das Oberkommando zuverlässige 
Hilfe auch in schwierigsten Lagen. Daß das Zusammenwirken trotzdem 
nicht immer reibungslos verlausen ist, daß Verschiedenheiten in der 
Auffassung und Mißverständnisse vorgekommen sind, wird den mili¬ 
tärischen Sachverständigen nicht wundernehmen; es ist noch in keinem 
Feldzuge anders gewesen und wird nie anders sein, zumal bei so ver¬ 
wickelter und schnell wechselnder Lage, wie sie gerade die Tannenberger 
Schlacht zeigt. Es fft aber auch ein Beweis dafür, wie falsch die Vor- 
stellung ist, es habe im Heere des Kaiserlichen Deutschlands nur blinder 
Gehorsam gegolten. Es waren — vom höchsten General bis zum 
jüngsten Führer — ihrer Verantwortung bewußte, selbständig denkende 
und — wo es erforderlich war — auch selbständig handelnde Männer, 
die ihre Truppen bei Tannenberg zum Siege führten. Sie alle aber 
kannten nur eine Triebfeder für ihr Tun: das Höchste zu leisten für 
ihr Vaterland. 
Das Oberkommando selbst war ein einheitliches Ganzes, in 
dem jeder an dem Platze, auf den ihn fein König gestellt hatte, das 
Beste hergab. Es ist vor allem nicht möglich, eine klare Grenze zu 
ziehen zwischen dem Wirken des Oberbefehlshabers und dem seines 
Generalstabschefs. „Die Tätigkeit eines solchen gegenüber dem die Ver- 
antwortung tragenden Führer" war — so schildert es der Feldmarschall 
selbst^) — „nicht theoretisch festgelegt. — ... Man trifft sich im Denken 
wie im Handeln, und die Worte des einen sind oftmals nur der Aus- 
druck der Gedanken des anderen." 
Ist die Schlacht bei Tannenberg nach einem lange 
feststehenden Plane geschlagen worden? — so fragte 
im Spätherbst 1914 ein fremdländischer Militärattache. „Ich mußte 
dies verneinen" — schreibt Gen. Ludendorf f^) —; „er war ver- 
') „Aus meinem Leben". 
2) „Meine Kriegserinnerungen". — Die irrige Auffassung mag darauf 
zurückzuführen sein, daß kurz vor dem Kriege bei der Korps-Generalstabsreise
	        
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