Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

Die Argonnenfront ein Fels in tosender Brandung. 
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Am 25. September 1918,11.30 abds. begann die feindliche Artillerie- 
Vorbereitung auf das rückwärtige Gelände beiderseits der Argonnen. 
Im Walde stieg die Spannung von Minute zu Minute. Herbstlich kalt 
rauschte der Wind durch die mannshohen Ginsterbüfche des Hubertus- 
rückens und ließ die einsamen Posten auf der verödeten Fille mort« und 
in den Kratern der Höhe 285. erschauern. Aber nur gewöhnliches 
Störungsfeuer lag auf dem menfcheneinsamen Vorfelde. Da brach Plötz- 
lieh am 26. um 2.30 morgens auch im Walde schlagartig das Trommel- 
feuer los. Der ganze Horizont erschien wie ein einziges zuckendes, 
flammendes Aufleuchten. Aus allen Richtungen heulte es heran. Noch 
einmal wurde der feit vier Jahren tausendfach gequälte Waldboden von 
Blei und Eisen zerwühlt. Die Täler des Moreau- und Charmes-Baches, 
der Mortier-, Meurisfon- und Offon-Niederung, die Hubertus- und 
Barricadenhöhe,die Barenner-Straße, der Artilleristenweg,Halberstädter- 
und Württemberger-Straße, Esebeck-Platz und Borrieswakde — alles, 
alles lag im zermalmenden Eisenhagel. Die Schienen der Argonnen- 
bahnen flogen zerrissen durch die Luft, Waldlager wurden zu Trümmer- 
Haufen und über das Werk der Vernichtung breiteten sich die süßlichen 
Giftschwaden der Gasgeschosse. 
Der Ausgang dieser einseitigen Materialschlacht konnte nicht Zweifel- 
Haft sein. Wohl wehrten sich die Bedienungsmannschaften an den 
wenigen deutschen Geschützen verzweifelt, und gelassen wartete die 
württembergische Landwehr der Stunde, die den amerikanischen In- 
santeristen in den Bereich ihrer Gewehre führen mußte. Und wie an 
allen übrigen Teilen der zusammenbrechenden deutschen Front sah der 
Argonnerwald in solchen Augenblicken deutsches, höchstes Heldentum. 
Aber was galt alle Hingabe, alle Tapferkeit, wenn nach jedem abge- 
fchlagenen Angriff erneut die Materialmaffen auf die Gräben brausten. 
Dagegen hals kein Heldentum, dagegen konnte nur Vergeltung mit 
gleichen Mitteln Helsen — und die sehlten, sie fehlten um so mehr, je 
länger der ungleiche Kamps sich hinzog. 
Es ist nicht möglich, das Ringen der württembergischen 2. Land- 
wehr-Division hier noch eingehend zu schildern, so sehr die brave Truppe 
es auch verdient, mit ihren Taten im einzelnen der Nachwelt überliefert 
zu werden. Große Erfolge konnte sie erringen. Schwere Verluste er- 
litten die Amerikaner. Aber wie zu Beginn unserer Darstellung im 
September 1914 so wurden auch jetzt für das Schicksal der Argonnen- 
front die Kämpfe beiderseits des Waldes von ausschlaggebender Be- 
IL-
	        
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