Angriff der 27. Jnf.Div. am 22. Januar.
145
herangereift war, der im wesentlichen zu einem Abschluß führen mußte.
Der nun zu schildernde Abschnitt des Ringens in den ersten Monaten des
Jahres 1915 schuf die Ausgangsstellung für den Entscheidungskampf.
Die württembergische 27. Infanterie-Division hatte das dichtver-
sponnene Gewebe der feindlichen Stellungen im Grurie-Walde so weit
, durchstoßen, daß sie Ende Januar halbwegs zwischen dem Moreau- und
Dieusson-Tale lag. Das stark mitgenommene französische II. A.K. war
durch das von Apern herangeholte, durch eine Reserve-Brigade verstärkte
XXXII. A.K. (General Humber t) abgelöst worden. Die Westargon-
nen verblieben im Befehlsbereich der französischen 4. Armee (deLangle
de C a r y), während die Ostargonnen (V. A.K.) dem A.O.K. 3 (S ar-
r a i l unterstanden. Der 27. Division des Graf e n v. Pfeil lag die
4V. Jns.Div. des Generals Lecomte gegenüber.
Nach langer Regenperiode war am 22. Januar leichter Frost ein-
getreten, der die Gräben und das teilweise sumpfige Gelände des Grurie-
Waldes leichter begehbar machte. Die Division beschloß, diesen günstigen
Umstand zum Angriff auszunutzen, der in die Hände der beiden Brigade-
kommandeure, Generalleutnant v. W e n ch e r (53. Jnf.Brig.) und Gene-
ralmajor Langer (54. Jnf.Brig.) gelegt wurde. Das Ziel war die
Fortnehme des französischen Stellungssystems nördlich des Dieusson-
Tales. Unter Verzicht auf größere Artillerievorbereitung sollte über-
raschend vorgebrochen werden. Die Artillerie unter Leitung des Ar-
tillerie-Kommandeurs der 27. Jnf.Div., Oberst F r h r. v. W a t t e r, hatte
vorzugsweise die seindlichen Geschütze niederzuhalten. Zum ersten Male
gelang dies in den Argonnen so, daß die artilleristische Gegenwirkung
während und nach dem Angriff gering blieb.
Der Feind wurde völlig überrascht. Die im Zwielichte des kalten
Wintermorgens in sämtlichen Abschnitten nach lokalen Sprengungen und
Minenvorbereitungen über die mit leichtem Schnee bedeckten Graben-
brüstungen vorstürmenden Stoßtrupps und Sturmwellen erreichten
überall fast ohne Verluste die vordersten feindlichen Linien.
Am rechten Flügel der Division warf das Jnf.Regt. 127 nach blitz-
schnellem Anlauf über die breite Waldlichtung den Feind aus drei stark
besetzten Gräben und erreichte schon 8.40 vorm. das Angriffsziel, den
Nordrand der Dieuffon-Schlucht. Das rechts anschließende Füs.Regt. 38
(11.J.D.) nahm westlich des Waldes ebenfalls drei Gräben, blieb aber
etwa 300 m hinter dem rechten Flügel des Jnf.Regts. 127 zurück, so daß
Argonnen. 10