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hatte. Der Führer des I./I.R. 26, Hauptmann M a e n ß, legte gegen 2 Uhr
nachts einen Zug der 2./J.R. 26 mit einem M.G. in den Annäherungsweg
hinter den linken Flügel der 4./J.R. 26, um ein Umfassen dieses Flügels aus
dem Marokkanerwäldchen heraus zu verhindern. Durch den Einbruch des Gegners
war aber die 3. und 4. Kompagnie nunmehr vollständig umzingelt worden. Wie
sich später herausstellte, war ein Teil des Grabens der 3. Kompagnie vom Feinde
gesprengt worden. Die Reste der 3. Kompagnie drängten in die Stellung der
4. Kompagnie, die infolgedessen sehr eng besetzt war. Nachdem der Infanterie-
angriff abgewiesen war, versuchte man die von der Minenexplosion Ver-
schütteten auszugraben. Es gelang, einige zu retten und die Stellung der 3. Kom-
pagnie erneut gegen den Minentrichter durch eine Sandsackbarrikade abzu-
schließen. Hierbei sielen der Führer der 3. Kompagnie, Leutnant Werth, und
Leutnant H a s e l o f f. Die Reste der 3. Kompagnie traten jetzt unter den Be-
fehl des Führers der 4 Kompagnie, Oberleutnant Kretschmann. Nur eine
Kunde kam noch von den eingeschlossenen Kompagnien. Dem Kriegsfreiwilligen,
Unteroffizier Schneider, glückte es, im Schutze der Nacht mit seiner Pa-
trouille, die bereits im Rücken der 3. und 4. Kompagnie im Ausbau begriffene
feindliche Stellung zu überspringen und trotz des ihn verfolgenden Infanterie-
feuers durchzukommen. Er schilderte die verzweifelte Lage der Eingeschlossenen,
denen es außer an Munition und Verbandzeug vor allem in der Gluthitze an
Wasser fehlte. Einige Leute seien schon irrsinnig geworden und hätten bei der
fürchterlichen Hitze und dem die Kehle austrocknenden Staube und Pulverdampf
ihren Urin getrunken.
Auch das links von J.R. 26 liegende II./J.R. 72 unter der bewährten Füh-
rung des Majors Zander hatte schwerste Angriffe auszuhalten. Verbindung
nach rückwärts war zerstört, alle Meldegänger fielen unterwegs. In unauf-
hörlichem Angriff gelang es den Franzosen, die Stellung des Bataillons zu über-
rennen und die Reste der Besatzung den Bergabhang hinunterzudrücken. Major
Zander sammelte alle Leute, deren er habhaft werden konnte, an der Chaussee
Souchez—Aix Roulette und stellte hier außerdem zwei M.G. auf, die sofort das
Feuer gegen die Höhe aufnehmen muhten. An einem Abhänge, der halbwegs
zwischen früherer vorderster Linie und der Zwischenstellung lag, hielten sich noch
Teile der 8. und 7./I.R. 72. Unteroffizier Ösie ritz der 6./J.R. 72 mit seinen
Getreuen wich und wankte nicht, sondern hielt tapfer seine Stellung, bis allmäh-
lich die Gewalt des feindlichen Ansturms gebrochen wurde.
Als die Ablösung des I. und II./J.R. 72 durch III./I.R. 72 schon im Gange
war, erhielt der Regimentskommandeur des J.R. 72, Oberst v. D o e t i n ch e m
de Rande, den Befehl zu einem nächtlichen Gegenstoß. Daraufhin sammelte
er auf dem Wege von Angres nach Souchez im Granatfeuer die ihm entgegen-
kommenden Teile der abgelösten Bataillone und setzte sie zu einem Gegenstoß an,
der aber bei der stockdunklen Nacht und angesichts der gänzlich ungeklärten Ge-
samtlage zu keinem Erfolge führte.
Anlage 7 zu Seite 165.
Uneingeschränktes Lob gebührt der Schwesterwaffe der Infanterie, der Ar-
tillerie, die in mustergültiger Weise auch in diesen Tagen ihre Aufgabe löste.