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wurde. Die Divisionsreserve, III./I.R. 109, war von Angres nach Souchez und
Ablain befohlen worden.
Der 18. Dezember begann mit starkem Regen und äußerst unfreundlichem,
kaltem Wetter. Bis auf die Haut durchnäßt hockten die Truppen in den
schlammigen, zerschossenen Gräben und warteten auf den für 6,30 Uhr vor--
mittags angesetzten Angriff, um die noch in Feindeshand befindlichen Gräben
zurückzuerobern. Die Lage war recht kritisch. Seit Tagen ohne warmes Essen,
ohne Schlaf, dem ständigen schweren Artilleriefeuer und den Unbilden der
Witterung schutzlos preisgegeben, befand sich die Truppe am Ende ihrer Kräfte.
Die gänzlich verschmutzten Gewehre waren nur noch zum Teil gebrauchsfähig.
Auch die Handgranaten waren durch die Nässe verdorben. Doch was hals es,
die Stellung muhte bis auf den letzten Mann gehalten werden, eine Ablösung
war nicht möglich. Der befohlene Angriff gelang nur an einzelnen Stellen, und
auch da gingen die Franzosen sofort zum Gegenangriff vor.
Um 8 Uhr vormittags wurden die Kompagnien des III./L.Gr. 109 aus
Souchez auf die Einbruchstelle angesetzt. Gegen 10 Uhr ging Oberleutnant
K ü st e r (F.R. 40) mit mehreren Kompagnien erneut zum Angriff vor. Bei
der Wegnahme einzelner Grabenteile nahm Leutnant Schmidt mit der
12./L.Gr. 109 34 Franzosen von den chausseurs a pied 17, 20 und 21 gefangen.
In den folgenden Tagen entspann sich ein hartnäckiger Kampf um diese
Grabenabschnitte. Auf jeden Angriff erfolgte ein Gegenangriff des Feindes.
Die Stellung wechselte oft mehrere Male am Tage ihren Besitzer. Im Zwischen-
feld häuften sich die Toten und Schwerverwundeten. Noch einmal wurden
30 Gefangene gemacht, dann ebbte die feindliche Gefechtstätigkeit ab. Aber die
deutsche Führung ließ nicht locker, der verlorene Graben mußte den Franzosen
erst wieder vollständig entrissen sein. Das gelang auch endlich, als in der Nacht
vom 20./21. Dezember I./J.R 113 und II./J.R. 142 je ein Stellungsbataillon von
J.R. III und F.R. 40 abgelöst hatten. Dem wuchtigen Vorstoß dieser Ba-
taillone unter Leitung des Major G i r s ch n e r (II./142) hielten die Franzosen
nicht stand, der Graben war wieder ganz in deutschem Besitz. Wegen völliger
Verschlammung und der unzähligen in ihm liegenden Toten wurde er aber in
der Nacht zugeworfen und ein neuer dicht hinter dem alten Graben ausgehoben.
Der Kampfabschnitt der 56. Ins.-Brigade wurde nunmehr in zwei Ab-
schnitte geteilt; den linken Abschnitt einschließlich der Bataillone 109 und 118
übernahm der Kommandeur J.R. III, Oberst v. St. Singe, den rechten Ab¬
schnitt einschließlich der Bataillone 142 und 114 der Kommandeur F.R. 40,
Oberst D o e r r. Am Abend stellte das Generalkommando noch ein Bataillon 112
der Brigade nach Angres zur Verfügung.
Nur ab und zu flackerte die Angriffslust des Gegners auf der Lorettohöhe
noch auf. Doch war die Infanterie und Artillerie inzwischen so aufeinander ein-
gespielt, daß beim ersten Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs die Batterien
der Feldart.Rgter. 50, 40 und des Fußart.Rgts. 14 (l./Feldart.Rtgs. 30 war be-
reits wieder als Korpsreserve zurückgezogen worden) ein derartig gutliegendes
Feuer eröffneten, daß den Franzosen jede Lust zum Verlassen des Grabens
verging.
Am Vormittag des Weihnachtstages sappierten die Franzosen im Schutze
des herrschenden Nebels bis auf etwa 60 Meter an die Stellung des M./F.N. 40
Loretto. 14