Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

Mühle von 1 
xv. 
ti*m diese Zeit bemächtigte sich der Einwohner in den Ortschaften 
%| hinter der deutschen Front eine große Aufregung. Wenn die 
deutschen Reserven nach vorn marschierten, und wenn die zu- 
sammengeschmolzenen Kampfbataillone bleich und abgerissen von vorn 
zurückkehrten, konnten sie beobachten, wie die Bevölkerung die Türen 
ihrer Häuser mit Girlanden schmückte, und wie man damit beschäftigt 
war, die Fensterscheiben blank zu putzen. Ja, des Morgens, wenn von 
Loretto das grimmige Wüten der Schlacht herüberdröhnte und die 
Häuser erzittern machte, standen wohl viele in ihren Sonntagskleidern, 
die Haare geschmückt, vor den Türen und auf den freien Plätzen, als 
erwarteten sie eine feierliche Prozession, von Notre Dame herabkommend 
und die Grüße der Heiligen Mutter, der Befreierin, überbringend. 
Wie ein Wahn, wie eine feierliche, verzückte Gewißheit fiel es auf 
diese Menschen, deren inbrünstig gefaltete Hände sich jeden Morgen 
und jeden Abend erhoben. Ihre Inbrunst vergaß, welch' grauenvolle 
Feuerwalze dort sich heranfraß aus den blutigen Leichenhaufen vor 
der Höhe. Sie kannten das Schicksal von Ablain, von Souchez, von 
Carency und Givenchy . . . aber ihre Gebete wurden nur noch ver- 
zückter. Sie schmückten sich lächelnd in seliger Erwartung mit ihren 
schönsten Sachen und stellten ihre unmündigen Kinder, brennende 
Kerzen in der Hand, vor sich auf die Straße, damit sie die zerrissenen 
Uniformen und die durchbluteten Verbände der zurückwankenden 
Deutschen sehen könnten. Und sie runzelten jedesmal die Stirne, wenn 
das hallende Pflaster die Ankunft neuer deutscher Reserven, Maigrün 
-am Helm und Marschlieder singend, ankündigte. Sie schliefen keine
	        
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