Volltext: Die Verfolgung über den Tagliamento bis zum Piave [12B] (Band 12B Teil II. / 1926)

Stillstand in der Offensive der Heeresgruppe Conrad. 
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weiteren Feldzuges vornehmlich davon ab, ob der Stoß über Feltre 
gegen das Grappa-Massiv rasch vorzudringen vermochte! 
Bis zum 1S.11. hatte sich das Bild über die auf dem italienischen 
Kriegsschauplatz zu erwartenden englisch-sranzösischen Unterstützungen 
ziemlich vervollständigt. Danach war mit dem Erscheinen von vrei eng- 
tischen und 12 bis 15 französischen Divisionen zu rechnen, sogar ihre 
Nummern waren bereits bekannt. Von den französischen Verbänden 
waren etwa die Hälfte ausgesprochene Angrisss-Divisionen, die zu den 
besten Truppen der französischen Armee zählten. Die Unterstützung war 
also durchaus ernst gemeint. In der Front festgestellt waren die 
Entente-Truppen bisher allerdings noch nirgends. 
Auf der Hochfläche von Asiago wurden in der Zeit vom 12. bis 
zum 15. November nur geringe Fortschritte in Richtung auf den 
Mt. Meletta gemacht, der jedoch von den Italienern gehalten werden 
konnte. Im Sugana-Tal besetzten die Österreicher die vom Gegner ge- 
räumten Werke der Festung Primolano. Das Wetter — im Gebiet der 
„Sieben Gemeinden" herrschte Sturm und Schneetreiben! — war dem 
Angriff äußerst ungünstig, der auch nach den ersten Erfolgen auf längere 
Zeit ganz ins Stocken geriet. 
Am Unterlauf des Piave hatten sich die beiden Jsonzo-Armeen am 
östlichen Flußufer eingerichtet; es war hier zum Stellungskriege ge- 
kommen, bereits die letzten Tage hatten im Zeichen lebhafter Artillerie- 
kämpfe gestanden. Für eine Fortsetzung der Offensive, d. h. zunächst eine 
Erzwingung des Flußübergangs, fehlte es dort sowohl an Artillerie und 
Munition, als auch an Übergangs- und Transportmitteln. An mehreren 
Stellen waren Versuche, den Fluß zu überschreiten, gemacht worden; 
aber nur am äußersten Südflügel glückte es, bis an den Sile, der sich 
in seiner Mündung mit dem Piave vereinigt und mit ihm ein gemein- 
sames Delta bildet, vorzustoßen. Als Ausgangspunkt weiterer Ope- 
rationen kam dieser Erfolg allerdings wegen des sich im Westen an 
den Sile anschließenden Lagunengeländes nicht in Frage. 
Neben dem Angriff der Heeresgruppe Conrad im Gebiet der 
„Sieben Gemeinden" war der Stoß der Gruppe K r a u ß gegen das 
Grappa-Gebiet jetzt ohne Frage die wichtigste und für die Fortsetzung 
der gesamten Offensive entscheidende Kampfhandlung. Die Flieger- 
erkundung der letzten Tage hatte ergeben, daß sich auf den Bergen 
zwischen Brenta ünd Piave stark befestigte Feldstellungen befanden, die 
nach Umfang und Ausdehnung an die Stellungen auf dem Kolowrat 
erinnerten. Hier war also eine schwere Aufgabe zu lösen!
	        
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