Volltext: Die Verfolgung über den Tagliamento bis zum Piave [12B] (Band 12B Teil II. / 1926)

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Auflösung der italien. 2. Armee. 
gaben. Auf der nördlichen Marschlinie waren die Truppen der 3. Armee 
zum Teil stark mit Verbänden der 2. Armee vermengt, was zu erheb- 
lichen Reibungen führte. 
Die 2. Armee befand sich feit dem 27. unter dem Drucke der 
14. Armee — in den italienischen Berichten werden fast stets die Gruppen 
K r a u ß und Stein erwähnt! — in vollster Zersetzung. In unaufhalt- 
samer Flucht strömten alle Verbände, von einer tollen Panik ergriffen, 
nach Westen gegen den Tagliamento zurück. Alle Bande der Ordnung 
lösten sich, überall ertönte der Ruf: „Der Krieg ist aus! Wir gehen nach 
Hause!" Die Waffen wurden fortgeworfen, viele Soldaten kleideten sich 
in Zivil. Die Bevölkerung wurde von den aufgelösten Haufen ausge- 
plündert, die vorrückenden Reserven mit den Worten „Streikbrecher!" 
und „Es lebe Österreich!" empfangen. Große Teile der Bevölkerung 
flüchteten mit ihrer ganzen Habe und vermehrten durch ihr zahlreiches 
Fuhrwerk die Verwirrung auf allen Straßen. Tatsächlich ist daher kaum 
festzustellen, wo und zu welchen Zeiten noch einige geordnete Reste dieser 
Armee zurückgegangen sind. 
Am Tagliamento wurden durch das Hochwasser mehrere Kriegs- 
brücken fortgerissen oder vorzeitig zerstört. Ob zu ihnen auch die Brücke 
von Bonzicco gehörte, ist ungewiß, im übrigen aber unwahrscheinlich 
(vergl. S. 63). Jedenfalls spaltete sich nach der Zerstörung dieser 
Brücken die 2. Armee, soweit sie sich überhaupt der Vernichtung entziehen 
konnte, in zwei Ströme, die im Norden den Brücken von Pinzano, im 
Süden denen von Codroipo zustrebten. So bildete sich in der Mitte 
zwischen beiden ein nahezu feindfreier Raum, in dem auch in der Tat 
die Spitzen der 14. Armee bei Rivis zuerst den Tagliamento erreichten. 
Durch das Zusammendrängen des Südflügels der 2. Armee, der un- 
zähligen Einwohnerfuhrwerke und der 3. Armee nach Codroipo ent- 
stand dort die fürchterlichste Verwirrung: die Straßen waren hier schon 
seit dem 28.10. auf langen Strecken dermaßen verfahren, daß niemand 
mehr vorwärts oder rückwärts kam. Das Chaos wurde mit jeder 
Stunde unbeschreiblicher, bald hatte jeder geordnete Abfluß über die 
Brücken aufgehört. 
Am 30.10. erreichte die Krisis ihren Höhepunkt, als der linke Flügel 
der 14. Armee bei Codroipo und östlich davon über die Straße Palma- 
nova—Codroipo hinweg mit der Stoßrichtung nach Südwesten angriff. 
Die Lage wurde dadurch besonders verzweifelt, daß die Brücken bei 
Codroipo nach italienischen Angaben um 1" nachm., vermeintlich vor«
	        
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