Volltext: Weltkriegsende an der mazedonischen Front [11] (Band 11/1925)

178 
Ein großer Teil der 11. Armee hatte bereits Ungarn verlassen, alz 
am 29. November ein die zurückgebliebenen Truppen in größte Unruhe 
versetzender Fernspruch eintraf. Die Franzosen verlangten die Ent- 
wassnung und Jnternierung der Heeresgruppe Mackensen. Ein fast 
übermenschliches Opfer wurde von diesen deutschen Soldaten nach einem 
Kampf von fast vier Iahren unmittelbar vor der Heimfahrt gefordert. 
Unter dem Druck der Entente stellte die ungarische Regierung den Ab- 
transport sofort ein, doch wurde wenigstens erreicht, daß „Leichtkranke" mit 
den Zügen des öffentlichen Verkehrs, auch einige Lazarettzüge das Land 
verlassen durften. Hatte die Armee sich bisher mit Rücksicht auf den 
Wagenmangel nur der unbrauchbaren Pferde und Fahrzeuge entledigt, 
so mußten jetzt Geschütze und Gerät abgegeben, alle Pferde verkauft 
werden. Mit Scham und Wut im Herzen bereiteten die Truppen die 
Abgabe der Waffen vor, und voll Schmerz sahen Offiziere, Reiter und 
Fahrer ihre Pferde, die treuen Kameraden üm Kampf und Rot, scheiden. 
Bei dem Massenangebot wurden nur Spottpreise erzielt, ungeheure Werte 
gingen verloren. 
Plötzlich machte am 4. 12. ein Funkspruch der Obersten Heeres- 
leitung mit der Mitteilung, daß die Franzosen ihren Einspruch gegen 
den Abtransport der Heeresgruppe Mackensen hätten fallen lassen, 
den Sorgen ein Ende, mit allen Mitteln sollte die Heimfahrt fortgesetzt 
werden. Kommandos wurden schleunigst entsandt, um wenigstens die 
wertvollen Pferde zurückzukaufen. Reue Schwierigkeiten machten die un- 
garischen Behörden, da sie von der Änderung in der Jnternierungsfrage 
nichts wußten. Trotzdem gelang es dem Armee-Oberkommando, die Ab- 
fahrt der letzten Staffeln der Armee durchzusetzen. Am Morgen des 
8. Dezember verließ der letzte Zug — Armee-Oberkommando 11 und 
Stab 6. Res.Div. — Szolnok. Die 11. Armee war der Internierung 
entgangen, welche dem nachfolgenden rumänischen Besatzungsheere von 
neuem drohte. 
Mit dem Verlassen ungarischen Bodens schloß General von Steuden 
eine lange ehrenvolle soldatische Laufbahn ab. Auch in den letzten schweren 
Wochen hatte er es verstanden, die Operationen in vorbildlicher Ruhe 
und Sicherheit großzügig zu leiten. 
Am Morgen des 11. Dezember erreichte der Zug die deutsche Grenze. 
Man atmet wieder deutsche Luft. Die Dörfer sind mit deutschen Flaggen 
und Tannengrün geschmückt. Weiter geht es über München—Regensburg 
dem Elster-Tal zu. Plötzlich reißt auf stark abfallender Strecke an zwei
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.