Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

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Nachmittags um 3 Uhr begann die Bewegung, indessen die schwere 
deutsche Artillerie die Straße nach Gheluvelt und das Dorf selbst mit 
harten Brocken bewarf. Einzelne Züge Feldartillerie begleiteten die 
Angriffstruppen unmittelbar in der Schützenlinie. Das I. Bataillon der 
247er entwickelte sich nach rechts, das II. nach links. Eine leichte Schützen- 
linie ging voraus, dahinter folgten die Kompagnien in Kompagnie- 
kolonnen. Bon Terhand fällt das Gelände hinab in den Grund des 
Reutelbeeks und steigt jenseits allmählich wieder an. Ist man erst dort 
oben, so kann man in einem zweiten Grunde vor sich die Häuser von 
Vieux-Chien erkennen, umrahmt von Waldstücken. Jenseits der Gehöfte 
geht es dann wieder aufwärts nach Oude Kruiseik . . . 
Der englischen Artillerie war die neue Bewegung entgangen. Ihr 
Feuer konzentrierte sich auf den Raum westlich Becelaere. Den 247ern, 
die in der rechten Flanke von Teilen der 248er unterstützt wurden, glückte 
es, ohne Verluste in den Grund am Reutelbeek hinabzusteigen und die 
Waldstücke nördlich Vieux-Chien zu durchschreiten. Kaum aber lichteten 
sich die Bäume, als auch schon vom Straßenkreuz nördlich Oude-Kruiseik 
und aus den Gehöften selbst die ersten Schüsse fielen. Als die vordersten 
Schützenlinien aufs freie Feld traten, gab es Verluste. Die Kompagnien 
entwickelten sich und begannen, in Sprüngen gegen das Straßenkreuz 
vorzugehen. Der Führer der 4. Kompagnie, Hauptmann Freiherr 
von Soden, erhielt dabei einen schweren Schuß, dem er zwei Tage 
später erlag. Etwa 200 Meter westlich der Waldstücke lagen die beiden 
Bataillone in heftigem Infanteriegefecht mit einem Gegner, der sich offen- 
bar in einzelnen Schützennestern rings um Oude-Kruiseik und das Stra- 
ßenkreuz eingegraben hatte. Nördlich des Reutelbeeks schlössen sich Teile 
des I. Bataillons 248 an. 
So ging es in die Nacht, ohne daß das Jnfanteriefeuer ein Ende 
nahm. Die Engländer befolgten die Taktik, durch dauerndes Gewehr- 
feuer, auch ohne fichtbares Ziel, den Gegner zu beunruhigen und er- 
reichten ihren Zweck gegenüber den noch wenig kriegserfahrenen deutschen 
Truppen in vollem Maße. Die deutschen Feldwachen glaubten sich bei 
jeder Annäherung überfallen und eröffneten das Feuer. Eine Kompagnie 
beschoß die andere. Patrouillen stießen aufeinander und gingen zum 
Nahkampf gegeneinander vor, bis sie sich erkannten. Das plötzlich im 
Hintergelände einschlagende Gewehrgeprassel füllte die Dunkelheit mit 
allen möglichen Gerüchten über feindliche Durchbrüche. Die Führung 
wurde nervös und gab verwirrende Befehle. Die allgemeine Unsicherheit 
ging so weit, daß ein Befehl der Division, der von ganz falschen Voraus- 
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