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fever der 205er. I. und II. Bataillon setzen hinter ihnen her. Stehend
freihändig wird gefeuert. Tote und Verwundete bedecken das Feld. Ganze
Gruppen heben die Hände hoch, fassungslos erschüttert durch die Wildheit
des Angriffs.
Um 9 Uhr 30 ist der Jpernkanal bei Steenstraate erreicht. Aber die
Bataillone find so zusammengeschmolzen, daß seine Überschreitung nicht
mehr gelingt. Von drüben her schlägt das rasende Schnellfeuer der
französischen Reserven unter sie. Der Regimentskommandeur, Oberst
Freiherr von Schleinitz, bricht, durch den Hals getroffen, zu-
lammen. Der Adjutant, Leutnant Freiherrvon Wachtmeister,
trägt ihn auf den Schultern zurück. Der Oberst vermag dem Brigade-
kommandeur, General von Diringshofen, den Sieg noch zu
melden und die herrliche Tat des II. Bataillons unter dem Hauptmann
Klos zu loben. Vorn sammeln die Kompagnien die Gefangenen ein.
Von Minute zu Minute werden ihrer mehr. Fast sind schon tausend
gezählt.
Die ersten Linien müssen vom Kanal zurück. 400 Meter davor
graben sie sich ein und halten einem rasenden Artilleriefeuer stand . . .
Die Kunde von dem Erfolg des Schwesterregiments verbreitet sich
rasch bei den zurückgeschlagenen 206ern. Nun gibt es kein Halten mehr.
Mit notdürftig geordneten Verbänden geht das Regiment, stark unter-
mischt schon mit anderen Regimentern, zum zweitenmal vor. Ein wildes
Ringen wogt eine Viertelstunde lang um den französischen Graben. Ver-
zweifelt wehrt sich der Gegner. Das Gewehrfeuer in den Waldstücken
südlich Bixschote verrät alles.
Die Flucht beginnt. Die 206er hinterher. Mit langen Sprüngen
erreichen sie die Weichenden. Wer nicht sich umwendet und die Hände
hebt, bricht im Feuer der stehenden Verfolger zusammen. In einer halben
Stunde sind 200 Gefangene gemacht. Sie zittern noch unter dem Ein-
druck des jähen Schreckens. Quer durch ein Waldstück im Süden von
Bixschote dringt die Verfolgung. Jenseits zieht sich schon der Kanal vor-
über. Beim Heraustreten der dichten Massen der Verfolger aus den
Bäumen bricht von drüben die Hölle los. Entsetzlich sind die Verluste.
Hauptmann von Hirsch führt den größten Teil der Überlebenden zurück.
Eine Schar von etwa 50 Köpfen bleibt unter dem Befehl des Leutnants
W i l l e r südlich des Wäldchens und jagt den noch diesseits des Kanals
stehenden Rest des Gegners bis dicht vor die Häuser von Het Sas. Die
Brücke von Het Sas liegt unter dem rasenden Schnellfeuer von Freund
und Feind, von Gewehren, Maschinengewehren und Geschützen. Es ist