Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

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in neues Blatt wird aufgeschlagen. 
Von soviel unerhöriem Heldenmut muß 
hier geschrieben werden, daß die Feder kaum 
neue Worte zu bilden vermag, um das Ster- 
den und Siegen der Regimenter aufzu- 
zeichnen. Unmöglich scheint es, zehn Jahre 
nach diesem fürchterlichen Zusammenprall 
von starrem Siegwillen erfüllter Regimenter 
die lebendigen Farben des Blutes und des 
Feuers zu finden, um abermals die Not und 
die Größe jener Tage und Stunden nachzubilden, die im Geiste erlebt 
werden müssen, um das Geschehene ganz zu begreifen. Was hilft das 
Abwägen von Zahlen und Ziffern, das Vergleichen von Ortsnamen und 
Zeitangaben, das Bemessen des gewonnenen Bodens und die Nach- 
Prüfung der Entschlüsse der Führer, wenn in den Herzen sich nicht das 
grauenvoll majestätische Bild des lebendigen Geschehens entrollt? Wer 
nicht aus dem Herzen heraus dies alles zu begreifen vermag, d?m wird 
es auf ewig verschlossen bleiben. 
Oft sinkt die Feder ermattet nieder und sträubt sich gegen die ewige 
Wiederholung von Angreifen, Bluten und Sterben. Gleichwie jene zu 
Hunderten und Tausenden niedersanken auf den flandrifchen Feldern und 
mit ihrem Herzblut das Waffer der Kanäle färbten, so wehrt sich der 
Geist gegen die anstürmenden Bilder und will im Gefühl der Ohnmacht 
dem Lärm und dem Grauen sich entziehen. Aber dann leuchtet aus 
Dunkel und Schicksalsbefangenheit die gleißende Flamme der Tat und 
durchbricht die kalten Nebel der dumpfen Ermattung mit ihrem hellen.
	        
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