Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

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Truppen hatten in wenigen Stunden verstanden, sich der Taktik des 
Gegners anzupassen, und als erst zum erstenmal das Gefühl der Über- 
legenheit eintrat, gab es kein Halten mehr. Dort aber, wo die feindliche 
Feuerwirkung ein Vorgehen unmöglich machte, hielt sie bis zur Grenze 
des Menschenmöglichen die Difziplin, und wo sie zerbrach, da fand sie 
sich wieder, sobald das Grauen des Massentodes überwunden war . . . 
Das XXVI. Reservekorps kam in der Nacht zum 22. Oktober zu der 
Überzeugung, daß ein neuer Frontalangriff gegen Langemarck mit den 
am Vorlage stark geschwächten Kräften am 22. Oktober nicht durchführbar 
jei. Der Gedanke lag nahe, mit dem Südflügel des Korps, der bei Brood- 
feinde erfolgreich gefochten, den Versuch zu machen, die englische Front 
in Richtung auf St. Julien einzustoßen und dann gegen Langemarck und 
den Haanebeek-Abfchnitt von Südosten her einzuschwenken. Eine solche 
Operation aber gestaltete die gefährliche Lage des rechten Flügels des 
XXVII. Reservekorps nördlich Becelaere und bei Reutel nicht. Zudem 
hatte sich die 52. Referve-Divifion auf dem Südflügel im Verlauf der 
Kämpfe soweit nach Süden gezogen, daß auf der Nahtstelle zwischen 
52. und 51. Reserve-Division eine akute Gefahr entstand. Noch in der 
Nacht ergingen Befehle an die Division, ihre Verbände so weit nach 
Norden zu gruppieren, daß ihr linker Flügel den Nordrand von Brood- 
feinde, ihr rechter den Südrand von Poelkappelle berührte. 
Das Armeeoberkommando machte sich die Auffassung des General- 
kommandos des XXVI. Reservekorps zu eigen, glaubte aber, auf die 
Wegnahme von Langemarck am 22. Oktober unter keinen Umständen 
verzichten zu können. Hier mußte der entscheidende Vorstoß gegen den 
Norden von Bpern geführt werden, hier mußte für das fchwerblutende 
XXVII. Reservekorps Entlastung geschaffen werden und hier mußte Vor- 
sorge getroffen werden, daß die Erfolge des nördlich kämpfenden 
XXIII. Reservekorps vor Vixschote und vor dem Apernkanal bei Merk- 
tem und Luyghem nicht gefährdet wurden. Da aber das Armeeober- 
kommando von der mangelnden Stoßkraft des XXVI. Reservekorps vor 
Langemarck selbst überzeugt war, erhielt das XXIII. Reservekorps den 
Befehl, seinen linken Flügel, die 46. Reserve-Divifion, in fast südlicher 
Richtung abzuzweigen und mit ihren Verbänden quer über den Kortebeek- 
Abschnitt gegen den Rücken von Langemark vorzustoßen. Die Regimenter 
des XXVI. Reservekorps sollten die engste Gefechtsfühlung mit dem 
Gegner aufrechtergalten und in dem Augenblick zum neuen Angriff 
schreiten, in dem der Angriff der 46. Referve-Divifion fein Ziel erreichen 
würde. Da das Armeeoberkommando größte Eile hatte, war der Angriff
	        
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