Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

Jugend. 
ie Kirche von Becelaere war als Lazarett 
eingerichtet. Auf den Steinfliesen des Bo- 
dens war Stroh ausgebreitet, die Bänke 
beiseite geschoben. Bis unter der 
Kanzel und neben der Orgel breitete sich das 
blutige Lager. Von der schmucklosen Wand 
herab starrte das Bildnis des Gekreuzigten. 
Wenn der Lichtschein, der für einen Augen- 
blick hier und da das trübe Gewölbe durch- 
brach, die Scheiben erleuchtete und das ohn- 
mächtige Grau im Innern färbte, dann schien es, als ob das Gesicht des 
Gekreuzigten lebendig würde und als ob er die gequälten Arme schmerz- 
geplagt nach den Seiten ausdehne. 
In langen Reihen, dicht aneinander gerückt, lagen die Verwundeten, 
mit stumpfen Augen den Helfer erwartend. Drecküberfpritzt die Gesichter, 
wirr und durchschweißt das Haar, schmerzverzerrt den Mund, durch- 
schüttelt noch von den Ereignissen der letzten Stunden und kaum be- 
greifend, was hier vorging und was dies alles bedeutete. Ein Gefühl 
nur mit ganzer Deutlichkeit empfindend: den unerträglichen Schmerz der 
zerrissenen Glieder. 
Hier saß einer mit dem Rücken an die kalte Wand gelehnt, die Augen 
geschlossen, den Kopf steil emporgereckt, bewegungslos. Nur die Fäuste 
machten ab und zu eine Bewegung, als wollten sie irgend etwas zer- 
drücken. Andere lagen zusammengekauert auf dem Stroh und wimmerten 
leise, wie Kinder, die des Abends nicht einschlafen können, nach ihrer 
Mutter wimmern. Einer phantasierte, wälzte sich hin und her, richtete
	        
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