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herab, ihn kannten, wie sehr sie ihn liebten und achteten, seiner
Gelehrsamkeit und seinem Eifer für das Wohl der Kirche alle
Anerkennung und all seinen Bitten, er mochte nun selbe entweder
in eigener Person, durch Andere, oder in was immer für einer
Angelegenheit vorbringen, schnelle Gewährung zu Theil werden
ließen, bezeugen die vielen noch vorhandenen Schreiben der Päpste
und Kardinäle, die an ihn oder zu seinen Gunsten an Andere
gerichtet sind, oder die er selbst zu Rom für sich oder für Andere
erwirkt hatte. So haben namentlich Jnnocenz II. und Eugen III.
auf seine Verwendung und ihm zu lieb das Stift Reichersberg
in ihren und in des apostolischen Stuhles immerwährenden Schutz
genommen und oftmals für dasselbe gegen die Gewaltthätigkeiten
und ungerechten Angriffe seiner Gegner sich eingelegt. Auch die
Bischöfe, vorzüglich die beiden Kirchenfürsten von Salzburg,
Konrad und dessen Nachfolger Eberhard II., in deren Umgebung
Gerhoh sich oft befand, so wie selbst der Kaiser und andere welt¬
liche Fürsten, namentlich Herzog Heinrich der Stolze, wußten die
vortrefflichen Eigenschaften und Tugenden Gerhohs zu würdigen
und zu schätzen und gaben auf seine Verwendung dem Stifte
viele Beweise ihrer Huld.
Mit welcher Kraft des Glaubens er an der Lehre Jesu hing
und für die Reiuerhaltung derselben gegen die auftauchenden Irr¬
lehren kämpfte; mit welcher unerschütterlichen Treue er stets dem
heilige» apostolischen Stuhle zugethau; mit welch glühendem Eifer
er für die Freiheit der Kirche vom Joche der weltlichen Gewalt
und für die Verherrlichung derselben durch Rückführung des ver¬
weltlichten Klerus zu der seinem Stande geziemenden Reinheit
und Heiligkeit des Wandels bis zum Ende seines Lebens das Wort
führte und arbeitete und jegliche Ungerechtigkeit bekämpfte, ohn-
geachtet der unwürdigsten Verläumdungen und bittersten Schmähun¬
gen und Verfolgungen von Seite seiner Gegner, das erhellet aus
den vielen und umfassenden Schriften, welche er hinterlassen hat,
als da sind:
1. Liber de aedifieio Dei, seu de Studio et cura disciplinae
ecclesiasticae an Bischof Ehuno von Regensburg (1126
bis 1132), findet sich abgedruckt in Pez Thes. II. II. 223—436
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