Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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am 29. desselben Monats in der Stiftskirche neben dem Kreuz¬ 
altare sehr ehrenvoll beigesetzt. Der Grabstein von röthlichem 
Marmor, den man ihm setzte und der noch ganz wohlerhalten 
in der Johanneökapelle des KreuzgangeS seinen Namen der Nach¬ 
welt verkündet, trägt die einfache Umschrift: „Anno MCXXXI1 
Venerand. Pat. Magist. Gerhohus Suscepit Praelaturam Hujus 
Loci: Obiit Vero V. Cal. Julii MCLXIX. Feliciter Amen.“ 
Unter der Leitung dieses Propstes, der nach dem einstim¬ 
migen Urtheile der Geschichtsforscher') den edelsten, frömmsten 
und gelehrtesten Männern seines Jahrhunderts beigezählt werden 
muß, hatte das Stist Reichersberg auch einen solchen Grad der 
Blüthe erreicht, daß es als ein Sitz der Frömmigkeit und Gelehr¬ 
samkeit weithin bekannt war und daß man die Brüder daselbst 
gleichsam beneidete um das Glück, in der Umgebung dieses Mannes 
sich zu befinden unb seines Umganges zu genießen. 
Sehr schön unb höchst ehrenvoll ist das Zeugniß^), welches 
der Verfasser der Chronik diesem großen Propste gibt, ba er 
von ihm schreibt: 
„Wie sich ©erhöh, nachdem er bie Propstei angetreten, 
benommen, wie er, gestärkt burch Gott, ber Kirche bei allen 
Verfolgungen, bie sie trafen, niemals seinen Beistand entzogen, 
sondern sehr oft die Wahrheit vor Königen und Fürsten uner¬ 
schrocken nicht ohne Gefahr seines Lebens bekannt und vertheidigt 
habe, weiß ganz Deutschland, welches er durch ben Glanz seiner 
Gelehrsamkeit erleuchtet und wegen vieler Gebrechen und Mi߬ 
bräuche scharf getadelt hat; das wissen Alle, unter denen er 
gelebt oder die eine Zeit laug in feiner Umgebung sich befunden 
haben. 
Ganz vorzüglich aber ist den Briibern und Schwestern deS 
Klosters bekannt, wie heilig und wie untadelhaft er beinahe 
vierzig Jahre hindurch in ihrer Mitte gelebt. Alle wissen, wie 
') „Propst Gerhoh" von Jodok Stülz im I. B. der philos. histor. Denkschrift, 
der k. k. Akademie d. W. in Wien 1849. und „Reichersberg ant Inn- 
von Ritter von Koch-Sternfeld aus den Abhandlungen der k. bayer. Aka¬ 
demie der W. III. (El. VII. B. III. Abth. München 1855. 
=) Chron. 251 — 238.
	        
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