Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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eine sehr bedrängte Lage versehen, indem durch die vom Reichstage 
am 31. August beschlossene und am 7. September desselben Jahres 
genehmigte Aufhebung der Unterthänigkeitsverhältniffe demselben 
mit einem Male die Hauptguelle seines bisherigen Einkommens 
gesperrt wurde und beinahe drei Jahre vergingen, bis die dem¬ 
selben dafür zuerkannte Entschädigungsrente flüssig wurde. Da der 
vom Aerar für jene Zeitperiodc später erhaltene Vorschuß von 
ohngesähr 12000 fl. kaum hinreichte den drängendsten Anforderun¬ 
gen Genüge zu leisten und bei dem ohnehin schon auf das Ein¬ 
fachste beschränkten Stistshaushalte weitere Einschränkungen sich 
nicht mehr leicht machen ließen, sah man sich nothgedrungen mit 
Bewilligung des Ministeriums des Innern vom 30. December 
1848 die Schuldenlast des Stiftes um weitere 5000 fl. zu ver¬ 
mehren. Doch hielt es in jenen Jahren schwer selbst Geld aus¬ 
zubringen da die Stifte und Klöster in Gesahr standen der revo¬ 
lutionären Umwälzung als Opfer zu fallen. Welche bedeutende 
Schmälerung an seinem mit zahlreichen Stiftungsvcrbmdlichkeiten 
belasteten Stammvermögen das Stift Reichersberg durch die Auf¬ 
hebung der Unterthänigkeitsverhältniffe erlitten habe, mag am 
zuverlässigsten entnommen werden ans dem Vergleiche der ehedem 
üus denselben fließenden ©nfüriftc mit bet' statt derselben zuerkann¬ 
ten Entschädiaungsrente. Ehedem bezog, das Stift jährlich 1. an 
Stiften oder siren Geldgaben 4500 fl., 2. an Laudemien im 
Durchschnitte 8600 fl., 3. an Getreiddieuste und Zehente 6000 fl., 
4 an Zehentrelnition aus Riederöflerreich 8000 fl., 5. an Kuchen 
dimste 1000 fl., 6. an Naturalrobot 900 fl., zusammen also 
jährlich 29000 fl., wohingegen die jetzt bezogene Grundentlastungs¬ 
rente jährlich nur 21480 fl. 26 kr. 3 Pf. beträgt und uberdieß 
außer andern möglichen Wechjelfällen der im Laufe der Zeiten 
immer mehr zunehmenden Entwerthung des Geldes unterworfen 
ist indeß die früheren aus Grund und Boden, dessen Werth 
immer wächst, beruhenden Einkünfte in demselben für immer¬ 
währende Zeiten eilte sichere Garantie hatten. Aus dem nun 
Erwähnten geht augenscheinlich hervor, daß das in Ansehung 
seines Dotationsvermögens ohnehin zu den kleineren Eommumtäten 
gehörende Stift Reichersberg nach so vielen erlittenen Unfällen 
und Schmälerungen seines Einkommens nicht mehr die Kräfte 
haben könne, in finanzieller Hinsicht das Alles zu leisten, was 
man geistlichen Eommumtäten gewöhnlich noch zunmthen will. 
Nicht gering war darum das Opfer, das es dem Staate brachte, 
als es 1852 zu dem freiwilligen Anlehen für denselben die Summe 
von 22000 fl. zu unterzeichnen aufgefordert wurde. Doch das 
durch Seine apost, Majestät, den Kaiser Franz Joseph mit Seiner
	        
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