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Stiften die genaueste Fassion der Erträgnisse und Einkünfte war
abverlangt worden, um die Beiträge besser bemessen zu können,
welche dieselben von ihrem Ueberschusse zur Aufbesserung des durch
Kaiser Joseph aus den eingezogenen Kirchengütern 1782 geschaffe¬
nen Religionsfondes abzuführen hatten, fand sich am 27. Decem¬
ber der Landrath Eybel auch im Stifte Reichersberg ein, ver¬
zeichnete und schätzte alles Stiftseigenthum und setzte das Stift
endlich in Administration, welche er jedoch wenigstens dem Propste
Ambros übertrug, der einen bedeutenden Theil des Tafel- und
Kirchensilbers am 29. Jänner des folgenden Jahres nach Linz
abliefern mußte, was nicht ohne bedeutende Sensation des Volkes
abging, welches nur mit Wehmuth wahrnahm, wie man die
Kirche und Altäre ihres Schmuckes entkleidete. Den 16. Oktober
1789 ging dem Propste die Weisung zu, das aus den eingelie¬
ferten Pretiosen und Silber gelöste Geld im Betrage von 1309 fl.
zum Besten der Stiftskirche anzulegen und sich hierüber auszuweisen.
Mit dem Regierungsantritte des Kaisers Leopold II., welcher
seinem am 20. Februar 1790 verstorbenen Bruder auf dem Throne
nachfogte und alsbald viele Anordnungen desselben in kirchlicher
Beziehung aufhob, hörte auch die durch Eybel verhängte Admini¬
stration des Stiftes auf und Propst Ambros durste wiederum die
Temporalien selbstständig verwalten, wie ehedem. Die ein Jahr
vorher in Frankreich ausgebrochene Revolution, welche auf den
Umsturz der Throne und Altäre ausging, ließ jedoch nichts Anderes
als den baldigen Ausbruch eines Krieges erwarten, der noch 1792,
nachdem Kaiser Franz II. nach dem unerwartet schnellen Hintritt
seines am 1. März verblichenen Vaters Leopold II. die Regierung
der österreichischen Länder kaum übernommen hatte, seinen Anfang
nahm und für das Stift Reichersberg um so drückender war, da die
vielen kurz vorher ausgeführte» kostspieligen Kirchen- und Schul¬
bauten, sowie die vermehrten Patronatslasten den Vermögensstand
desselben gewaltig in Anspruch genommen und erschöpft hatten.
Die drei feindlichen Einfälle in den Jahren 1800, 1805
und 1809, wobei übrigens die französischen Befehlshaber sich
noch ziemlich schonend gegend das Stift erwiesen, namentlich
Vandamme, welcher 1805 und 1809 hicher kam und den Propst
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