Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

empfing er oftmals mit innigster Andacht die heiligen Sakramente 
und ordnete nachdem er noch seine Ordensgelübde erneuert selbst 
vor seinem Hinscheiden, wiewohl ihm sein Zustand die heftigsten 
Schmerzen verursachte, mit aller Ruhe Alles an, was nach seinem 
Tode zu geschehen habe. Den 16. April, als am Ostermontage 
um halb 4 Uhr Nachmittags, beschloß er endlich unter Seufzern 
der Liebe und Demuth sein thätiges Leben und ward am 19. in 
der Stiftskirche vor dem Altare der seligste» Jungfrau Maria, 
die er stets besonders verehrt hatte, beigesetzt, nachdem er durch 
volle 18 Jahre dem Stifte höchst würdevoll vorgestanden und die 
Wohlfahrt desselben ungemein befördert hatte. Noch hatte er vor, 
den Thurm der Stiftskirche zu erbauen und einen neuen Hoch¬ 
altar sowie die beiden ersten Seitenaltäre herzustellen, wozu er 
das erforderliche Geld schon vorbereitet hatte; da aber der Tod 
ihm diese Entwürse nicht mehr ausführen lief, so hinterließ er 
seinem Nachfolger eine schriftliche Anordnung hierüber. Bei der 
vor der Wahl desselben aufgenommenen Inventur des Stiftsver¬ 
mögens fanden sich in baarem Gelde 54000, an Activforderungm 
42900 und an Schulden 24100 fl. vor. 
Am 28. Mai schon ging die Wahl eines neuen Propstes 
vor sich, in welcher Ambros Kreuzmayr (1770 — 1810) die 
Stimmenmehrheit erhielt und am 5. August in der Domkirche zu 
Passau benedieirt wurde. Er hatte zu Schärding, wo sein Vater 
Chorregent war, 1726 am 2. September das Licht der Welt 
erblickt, dahier am 1. November 1747 die Ordensgelübde abgelegt 
und am 29. April 1753 die Priesterweihe erhalten. Nachdem er 
vorerst durch zwei Jahre den Posten eines Kooperators zu Ort 
versehen, ward er 1755 Vicar in Münsteuer, hierauf Stifts¬ 
dekan und 1765 Pfarrvicar in Ort. Gleich seinem Vorgänger 
ein sehr wirthschastlicher, ernster und höchst würdiger Mann von 
hoher ehrfurchtgebietender Gestalt führte Propst Ambros die Lei¬ 
tung des Stiftes ganz in dessen Geiste fort. 
Mit dem Grafen Joseph von Tattenbach zu St. Martin, 
dessen Vater Graf Marmilian dem Stifte gewaltthätig einen 
großen Theil der Jagdbarkeit weggenommen, in Folge dessen sich 
ein langer Proceß mit demselben entsponnen hatte, der kein Ende
	        
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