Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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bürg dem Propste Johann an, daß er am folgenden Tage Mor¬ 
gens mit der Leiche seiner Gemahlin ankommen werde, um selbe 
in dem Familienbegräbnisse zu Reichersberg beizusetzen; wegen der 
Tractation werde er persönlich reden. 
Den 29. August des nämlichen Jahres schon starb Propst 
Johann und erhielt seinen Verwandten, den Kellermeister Thomas 
Radlmayr (1581 —1588) zum Nachfolger, welcher am 16. Okto¬ 
ber vom Bischöfe bestätiget wurde und dem Stifte bis zu seinem 
nach 7 Jahren erfolgenden Tode nicht ohne Lob vorstand. 
Wiewohl diesem Propste und auch seinem Vorgänger nach¬ 
gerühmt wird, daß sie selbst unbescholtene, achtungswerthe Män¬ 
ner und allgemein beliebt gewesen und auch sonst nicht schlecht 
gewirthschaftet haben, so war doch der Wandel ihrer auf den 
Pfarren in Oesterreich befindlichen Religiösen nichts weniger als 
erbaulich. Den 20. März 1587 schrieb nämlich Herzog Wilhelm 
an Propst Thomas: „Es sei geklagt worden, daß des Klosters 
Conventualen auf den Pfarren Krumbach und Kirchschlag in 
Niederösterreich ein gar ärgerliches Leben führen. Da sich nicht 
allein die Widersacher, sondern auch die Katholischen daran stoßen, 
und da Klostergeistliche, wenn sie in die Welt hinauskommen, 
wie die Erfahrung lehrt, wenig Nutzen schaffen, so soll der 
Propst diese und andere dem Kloster ineorporirte Pfarren mit 
tauglichen Laienpriestern besetzen, oder wenn dieß nicht thunlich, 
unverzüglich die in Niederösterreich erponirten Conventualen ins 
Kloster zurückrufen und durch andere tauglichere ersetzen und selbe 
der Beaufsichtigung des Wiener Dompropstes Melchior Kiesel 
unterwerfen, damit dieser sie zur Disciplin verhalte." Dieß 
Schreiben scheint nicht gefruchtet zu haben, daher erfolgte ein 
zweites vom 7. September des nämlichen Jahres, in welchem 
es unter Andern heißt: „Bei der Wahl des Propstes habe man 
ersehen, in welchem Verfalle das Kloster sich befinde, sonderlich 
wie die Conventualen in Oesterreich dem Kloster zum Schaden 
hausen und die Einkünfte zu schändlichem Lurus und ärgerlichem 
Leben verschwenden; man habe dem Propste zur Pflicht gemacht, 
dieß abzustellen, allein es gehe die alte Wirthschaft, das Concu- 
binat und die Frechheit fort, er möge nun dieses abstellen, widrigens
	        
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